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8. März – Weltfrauentag

Kann das bedingungslose Grundeinkommen Frauenrechte stärken?

Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer und sind viel seltener in Führungspositionen. Im Hinblick auf Gleichberechtigung ist noch so viel mehr zu tun. Ein Kommentar von Ulrike Bues dazu, welche Rolle das Grundeinkommen dabei spielen könnte.

Traditionell rufen wir Gewerkschafterinnen am 8. März dazu auf, die Gleichberechtigung für Frauen endlich zu verwirklichen. Einiges ist schon erreicht, doch: Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer in vergleichbaren Tätigkeiten, sind unterrepräsentiert in Führungspositionen, gibt es Missbrauch und Misshandlungen. Von Frauen wird ehrenamtliche Care-Arbeit in Familie und Haushalt erwartet.

Wie geht es uns berufstätigen Frauen dabei?

Über siebzig Prozent der GEW-Mitglieder sind weiblich, denn im Bildungsbereich sind überwiegend Frauen tätig. Wir bilden die heranwachsende Generation aus,  vermitteln Grundfertigkeiten und Werte wie Menschenwürde, Respekt, Verantwortungsbewusstsein, Gerechtigkeit. Wir erziehen zu Selbstständigkeit und fördern die Kreativität unserer jungen Menschen. Wir wollen, dass sie für Benachteiligte eintreten und sich gegen Rassismus und Diskriminierung und für Demokratie einsetzen. Anspruchsvolle Ziele, die nicht leicht zu erreichen sind, wenn wir unsere Arbeitsbedingungen in Kita, Schule und Hort betrachten.

Dort existieren übervolle Klassen und Gruppen mit unzureichender räumlicher, personeller und materieller Ausstattung. Wir treffen auf Kinder und Jugendliche mit persönlichen Problemen, mit besonderem Förderbedarf oder mit Migrationserfahrung. Es fehlt an Differenzierungsräumen, an geeigneten Materialien und an außerschulischen Lernorten. Die Folge sind vermehrte Erkrankungen bei Kolleg*innen, die mitunter bis zu Burnout führen können. Für Freizeit, Regeneration und Familie bleibt wenig Zeit und Gelegenheit. Ehrenamtliches, gewerkschaftliches oder politisches Engagement können nur wenige realisieren. Interesse wäre schon da, aber woher die Zeit und die Kraft nehmen?

Wir in der Bildung Tätige erleben auch hautnah die Auswirkungen auf die Elterngeneration unserer Kinder und Jugendlichen. Nicht nur Alleinerziehende sind von den aktuellen Lebensumständen gestresst und überfordert. Eltern können den mentalen und materiellen Bedürfnissen ihrer Kinder nicht gerecht werden. Für uns sind sie kaum noch ansprechbar bei den vielschichtigen Problemen, die das auch für die schulische Entwicklung ihrer Kinder mit sich bringt.

Wie sähe das mit einem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) aus?

Unser Gesellschaftssystem würde sich nach und nach ändern können. Würden alle Menschen jeden Monat den gleichen Betrag erhalten, der ihnen die Existenz sichert, wären sie in dieser Hinsicht gleichberechtigt. Motiviert täten wir das, wozu wir Begabung und Lust hätten. Wahrscheinlich fühlten wir uns dann psychisch besser und würden nicht mehr so häufig krank.

Care-Arbeit würde wertgeschätzt. Jede und jeder könnte frei entscheiden, wer sich um die Erziehung der Kinder kümmern möchte. Entscheidend wäre nicht mehr, wer das geringere Einkommen hat und demzufolge zu Hause bleiben sollte. Auch die Pflege und Betreuung Angehöriger erfolgte freiwillig, würde honoriert und nicht als notwendiges Übel betrachtet. Haushaltsführung, die wichtige Aufgabe der Regeneration der Erwerbstätigen, zählte etwas und erhielte Wertschätzung. Es bestünde viel eher die Möglichkeit, wenn nötig unsere Erwerbsarbeitszeit zu reduzieren. So wären wir nicht so ausgelaugt wie jetzt und fänden Zeit für die Familie, für Hobbies, Weiterbildung oder politisches Engagement.

Das BGE kann die Stellung der Frauen aufwerten, sie wären damit zumindest finanziell gleichberechtigt. Sicher erfordert die tatsächliche Gleichberechtigung darüber hinaus noch Wandel im Denken und Veränderungen im Verhalten von allen. Das BGE könnte eine geeignete Grundlage sein.

Diese und weitere Fragen rund um das BGE diskutieren wir in der AG BGE.

Das nächste Treffen findet wieder online statt,
am Dienstag, 26. März 2024, 17.00 bis 18.30 Uhr.
Melde ich gerne bei Ulrike: ub.grundeinkommen(at)gmx(dot)de

Dann senden wir dir die Zugangsdaten zu.