Schwänzen ohne Lehrer*innen

Wer wird eigentlich so alles zu einem Fachgespräch des Bildungsausschusses des Schleswig-Holsteinischen Landtages eingeladen? In der Lobby hinter einem Pfeiler versteckt, konnten wir zufällig den Dialog zweier Abgeordneter bei der Planung des Fachgesprächs „Schulpflicht, Absentismus, Kindeswohl“ belauschen:

Auf jeden Fall Professorinnen und Professoren! Das bringt dem Ganzen akademische Weihen. Genau, Förderpädagogik und klinische Psychologie. Psychotherapie macht sich auch immer gut. Außerdem: Wie hieß noch der Migrationsforscher, der neulich bei Lantz war? Den sollten wir auf jeden Fall einladen. Das bringt uns bundesweite Aufmerksamkeit. Die Kinderärzte dürfen wir nicht vergessen, ebenso wenig die Jugendamtsleute, den Landesjugendhilfeausschuss, den Kinderschutzbund und die kommunalen Verbände. Wenn wir einen Stadtrat einladen, müssen wir aber auch einen Schulrat einladen. Hast Recht. Und was ist mit den Kirchen? Die stellen sich immer so an. Kriegen wir hin. Ich kenne da jemanden vom Diakonischen Werk Husum. Für rechtliche Fragen laden wir die Richterverbände ein. Und was ist mit den Betroffenen? Wie Betroffene? Da sagst du was. Gut, dass dir das noch eingefallen ist. Die hätten wir sonst glatt vergessen. Also auch Landeselternbeiräte und Landesschülervertretungen auf die Liste.

Ein Fachgespräch zu Schulabsentismus ohne GEW, Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen! Krasser können uns unsere Volksvertreter*innen ihr Desinteresse kaum zeigen. Im kursiven Text sind fett die Eingeladenen hervorgehoben.
Wer es nicht glaubt: https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/umdrucke/01200/umdruck-20-01254.pdf

Dieser Text ist ein Auszug aus den „Notizen aus dem Gewerkschaftshaus“ aus der Juni-Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der GEW Schleswig-Holstein BILDUNG ZWISCHEN DEN MEEREN (Seite 23)