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Lehrkräftemangel

Lehrkräftebedarfsprognose: Mehr Fragen als Antworten

Das Bildungsministerium hat dem Bildungsausschuss eine Simulation fächerbezogener Lehrkräftebedarfe für die Jahre 2021-2032 für Schleswig-Holstein vorgelegt. Die Ergebnisse erzeugen bei der GEW mehr Fragen als Antworten.

Grundannahmen der Erhebung

Auf den ersten Blick verwundern uns die Grundannahmen der Simulation. So geht diese davon aus, dass jede Lehrkraft jeweils ein Fach mit 50 Prozent ihrer Unterrichtsstunden unterrichtet. Dies erschließt sich uns alleine aufgrund der Anzahl der Stunden nicht, die jedes Fach in den Klassen und Klassenstufen unterrichtet wird. So wird beispielsweise Mathe in den Schulen mit zwischen 4-6 Unterrichtsstunden pro Woche angeboten, wohingegen Fächer wie Musik oder Biologie lediglich mit 1-3 Stunden pro Woche. Die Verteilung 50-50 dürfte in der Praxis eine große Ausnahme sein.

Bei allen Berechnungen wird der Bedarf auf über zehn Jahre gemittelt, soll der aktuelle Bedarf damit kleingerechnet werden? Die Grundschulen ächzen bereits heute unter dem Lehrkräftemangel und brauchen schnelle Lösungen. Der Bedarf an Sonderpädagog*innen sowie der an Berufsbildner*innen hat überhaupt keinen Eingang in die Simulation gefunden. Wer ehrlich den Fachkräftemangel an den Schulen in Schleswig-Holstein transparent machen möchte, sollte dabei zumindest alle Schularten im Blick haben.

Lehramt an Gymnasien und Lehramt an Gemeinschaftsschulen

Für die Gymnasien sind in zwölf Fächern mehr Absolvent*innen zu erwarten als benötigt. In sechs Fächern lassen sich voraussichtlich auch an Gymnasien die Bedarfe nicht erfüllen. Für die Gemeinschaftsschulen sieht es äußerst düster aus. Für kein Fach ermittelt das Tool auch nur ansatzweise eine ausreichende Bedarfsdeckung. Diese Entwicklung kommt keinesfalls überraschend. Seit Jahren verfolgt das Bildungsministerium in Hinblick auf die Ausbildung für das Sek II Lehramt einen völlig falschen Weg. Aus Sicht der GEW war es einer der gravierendsten Fehler von Bildungsministerin Prien, die gesamte Lehrkräfteausbildung im Bereich der Sekundarstufe auf das Gymnasium auszurichten und das gemeinsame Lehramt für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen „einzustampfen“. Das geht ganz klar zu Lasten der Gemeinschaftsschulen, wie die Zahlen belegen. Wäre der Blick gemeinsam auf beide Schularten gerichtet, könnte der Bedarf in Biologie, Deutsch, Erdkunde, Geschichte, Philosophie, Religion, Spanisch und Sport gedeckt werden.

Eines zeigt die Simulation in aller Deutlichkeit: In Schleswig-Holstein wird es in den kommenden Jahren  nicht genügend fachlich ausgebildete Lehrkräfte geben. Die Politik hat das Problem jahrelang verschlafen. Wir haben als GEW schon vor Jahren vor dem drohenden Fachkräftemangel gewarnt. Eine Lösung für den Fachkräftemangel bleibt Karin Prien weiterhin schuldig – ausbaden müssen das die Lehrkräfte und die Schüler*innen. Deshalb muss jetzt dringend umgesteuert werden: Fachkräftegewinnung muss jetzt höchste Priorität sein. Dafür braucht es deutlich bessere Arbeitsbedingngen.

Die GEW hat auf Bundesebene ein 15-Punkte Sofortprogramm gegen den Lehrkräftemangel vorgestellt.