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Rückblick auf die Protestaktion zur Zeugnisverordnung

Die Zeugnisse sind raus – und nun?

Kerstin Quellmann, Vorsitzende der Fachgruppe Sonderpädagogik, zieht eine positive Bilanz über das Protesttheater vorm Bildungsministerium zur Zeugnisverordnung (ZVO): „Immerhin ging gleich am nächsten Tag eine E-Mail der Ministerin an alle Schulen raus. Darin wurden einige Punkte für die Umsetzung nochmal erläutert und verändert. Unter anderem durfte nun eine Kurzform der Zeugnisse ausgegeben werden. Eine direkte Reaktion auf unsere erfolgreiche Aktion!“

Astrid Henke und Kerstin Quellmann, beide GEW, überreichen Bildungsministerin Karin Prien ihre Forderungen.

Unter dem Motto „Schluss mit der Diskriminierung: Gleiche Schule – Gleiche Zeugnisse“ machte die GEW-Fachgruppe Sonderpädagogik am 24. Januar 2022 Theater vor dem Bildungsministerium in Kiel. Die unterschiedlichen Zeugnisse für Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf sehen die Pädagog*innen schon länger kritisch. Ebenso die damit einhergehende Mehrbelastung für Lehrkräfte. Mit der Theaterszene vor dem Bildungsministerium und der anschließenden Überreichung ihrer Forderungen an Bildungsministerin Karin Prien setzte die Gruppe ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Schüler*innen mit Förderbedarf und für eine Entlastung der Lehrkräfte.


Sehr zufrieden blickt Kerstin Quellmann, Vorsitzende der Fachgruppe Sonderpädagogik, auf die Aktion zurück, über die auch u.a. die taz berichtet hat:


„Leider fand die von unserer Fachgruppe lange vorbereitete Aktion zur Umsetzung der ZVO coronabedingt nur mit stark dezimierter Teilnehmerzahl statt. Eine kurze szenische Darstellung eines Gesprächs unter Kolleg*innen vor der Zeugnisvergabe bildete den Aufhänger für ein anschließendes Gespräch mit Bildungsministerin Karin Prien. Vielen Dank an die Teilnehmenden für eure Zeit und euer Engagement!


Es ist uns gelungen, der Ministerin Karin Prien und Herrn Sven Wiezorek, oberste Schulaufsicht über die Förderzentren, einige Probleme aufzuzeigen – so zum Beispiel die Absurdität, dass Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ab dem ersten Halbjahr 1. Klasse als einzige im Schulsystem Zeugnisse bekommen und dass Kinder mit Förderbedarf Lernen Noten ab Klasse 3 bekommen, während ihre Mitschüler*innen teilweise per Schulkonferenzbeschluss keine Noten erhalten. Unser Eindruck war, dass die Kommunikation zwischen Ministerium und Schulen unglaublich schlecht läuft. Die Ministerin schien über beide Punkte ernsthaft überrascht und stellte selbst fest, dass beides absurd ist. Da waren wir uns also überraschenderweise mal völlig einig. Keine Übereinstimmung konnten wir bei der Unterschiedlichkeit der Zeugnisse in der Integration erzielen. Die Ministerin hat „ein anderes Verständnis von Diskriminierung“ als wir. Sie fand es zunächst nicht nachvollziehbar, dass die systembedingte Verteilung von überwiegend leeren Zeugnisformularen für Kinder und Jugendliche diskriminierend wirken könnte. Als sie dann das „Buch“ in Händen hielt, schien sie doch ins Nachdenken zu kommen. Immerhin ging gleich am nächsten Tag eine E-Mail der Ministerin an alle Schulen raus. Darin wurden einige Punkte für die Umsetzung nochmal erläutert und verändert. Unter anderem durfte nun eine Kurzform der Zeugnisse ausgegeben werden. Eine direkte Reaktion auf unsere erfolgreiche Aktion!


Im Hinblick auf die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte haben wir aber leider keine kurzfristigen Erfolge erzielen können. Wir haben lediglich die Information bekommen, dass mit Einführung der neuen Schulsoftware auch neue gut bearbeitbare und auch kürzbare Zeugnisformulare zur Verfügung stehen sollen. Da sind wir gespannt!


Und wenn nicht? Dann stehen wir wieder vor dem Ministerium. Dann aber mit allen, die auch diesmal gerne dabei gewesen wären. Wir wissen jetzt: Der Einsatz lohnt sich!“

 

Hier geht es zur Pressemitteilung:

Protesttheater vor Bildungsministerium - GEW für Zeugnisse ohne Diskriminierung (gew-sh.de)