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Handlungsplan für Grundschulen

Wer mehr fördern will, muss mehr in Grundschulen investieren

Viele Kinder erreichen die Mindeststandards am Ende der Grundschule nicht. Heute hat Bildungsministerin Karin Prien einen Plan vorgelegt. Ohne bessere Ausstattung und mehr Zeit für Förderung wird das nichts, mahnt die Bildungsgewerkschaft GEW.

Foto: Kay Herschelmann

Jedes fünfte Kind erreicht nicht die Mindeststandards am Ende der Grundschulzeit. Heute hat die Bildungsministerin Karin Prien einen Handlungsplan vorgelegt, wie sie hier eine Trendwende schaffen will. Ohne bessere Ausstattung und mehr Zeit für individuelle Förderung wird das nichts, mahnt die Bildungsgewerkschaft GEW.

Der Plan der Bildungsministerin sieht vor, durch Erhöhung der Kontingentstundentafel für mehr Unterricht zu sorgen. Die GEW kritisiert scharf, dass dafür jedoch Stunden wegfallen, die bisher für individuelle Förderung genutzt wurden. „Das ist der falsche Weg! Mehr Unterricht ist auf den ersten Blick eine nachvollziehbare Reaktion. Aber die Zeit für Differenzierung und individuelle Förderung dafür zu streichen, schadet gerade den Kindern, um die es hier gehen sollte“, kritisiert GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke am Dienstag, 5. Juli 2023 in Kiel.

„Wir brauchen mehr Differenzierungszeit statt weniger!“, macht Astrid Henke deutlich. Die Ministerin sei gefordert die Grundschulen in die Lage zu versetzen, die Schüler*innen besser individuell zu fördern. Dafür müsse jetzt dringend investiert werden – auch in multiprofessionelle Teams und mehr Schulassistenz. Schleswig-Holstein gibt pro Grundschulkind deutlich weniger aus als andere Länder im Bundesdurchschnitt, im Vergleich zum Vorzeigeland Hamburg waren es im Jahr 2021 über 4.000 Euro weniger pro Schüler*in.

Mit dem Hinweis auf die Haushaltslage verschiebt die Bildungsministerin zusätzliche Förderung für Schulen mit besonderen Herausforderungen. „Der Ansatz „Gezielt fördern, statt mit der Gießkanne“ ist richtig und notwendig. Warum wird er nicht jetzt umgesetzt? Die Kinder können darauf nicht warten!“, betont die Gewerkschafterin.

Neue Apps, Materialien und die Aufforderung, mehr Lesezeit einzurichten, helfen allein wenig. Die Kolleg*innen bräuchten einfach mehr Zeit für die Kinder. Für Stirnrunzeln sorgt bei der Bildungsgewerkschaft die Einführung des Grundwortschatzes „Ebbe, Krabbe, Flut und Seepferdchen“. „Ob ein Grundwortschatz wirklich hilft, darüber streiten die Fachleute. Wenn man aber einen Grundwortschatz mit Ebbe, Flut, Krabbe, Biikebrennen und Wattwurm einführt, dann muss die Landesregierung durch höhere Zuschüsse dafür sorgen, dass jedes Kind auf einer Klassenfahrt auch mal gesehen hat, wovon die Rede ist“, fordert die GEW-Landesvorsitzende.