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DaZ-Klassen

Rotstift an falscher Stelle - Landesregierung stopft DaZ-Klassen voll

Die Landesregierung will die Anzahl der Schüler*innen in den DaZ-Klassen von 16 auf 18 erhöhen. Dafür erntet sie scharfe Kritik von der GEW. Größere Klassen bedeuteten für jedes einzelne Kind schlechtere Chancen, die deutsche Sprache zu erlernen.

Foto: Shutterstock/GEW

Kiel - Ab kommendem Schuljahr will die Landesregierung die Anzahl der Schüler*innen in den DaZ-Klassen von 16 auf 18 erhöhen. Dafür erntet sie scharfe Kritik von der Bildungsgewerkschaft GEW. „Der Plan gehört in den Reißwolf. Denn Sprache ist nun einmal der Schlüssel zur Bildung. Größere Klassen bedeuten für jedes einzelne Kind weniger Gelegenheit, Sicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache zu gewinnen. So macht die Landesregierung Bildungschancen zunichte“, sagte die GEW-DaZ-Expertin Katja Coordes am Dienstag, 23. Januar in Kiel. „Die DaZ-Klassen müssen kleiner statt größer werden.“

Aus ihrer Sicht scheint der Landesregierung eine gelingende Integration geflüchteter Schüler*innen nicht so wichtig zu sein. „Anders lässt es sich nicht erklären, gerade bei denjenigen den Rotstift anzusetzen, die sowieso schon die schlechtesten Bildungschancen haben.“ Die jüngste PISA-Studie habe wieder einmal gezeigt, dass das deutsche Schulsystem Kinder und Jugendliche systematisch benachteilige. „Deren Lernbedingungen müssen also besser statt schlechter werden“, forderte Katja Coordes.

Zur Untermauerung ihrer Argumentation verwies sie auch auf den Kieler Bildungswissenschaftler Professor Dr. Olaf Köller. Der hatte zur PISA-Studie u.a. erklärt: „Wir müssen sicherstellen, dass wir evidenzbasierte Programme in die Schulen bringen, mit denen die Bildungssprache Deutsch wirklich bei den jungen Leuten, die Deutsch als Zweitsprache haben, so gut erworben wird, dass sie in den Fächern Verständnis erlangen. Das wird eine der zentralen Aufgaben sein“
(PISA-Studie: Die wichtigsten Ergebnisse und Reaktionen (deutsches-schulportal.de))

Katja Coordes zeigte konkret die Auswirkungen des verhängnisvollen Beschlusses auf: Für die Lehrkräfte bedeuteten mehr Schüler*innen in den DaZ-Klassen noch weniger Zeit, um sich um die einzelnen Schüler*innen zu kümmern. In einer Unterrichtsstunde mit in der Regel 45 Minuten könnten Lehrkräfte bei zwölf Schüler*innen (diese Gruppengröße fordert die GEW) einzelne drei bis vier Minuten individuell fördern. Bei 18 Schülerinnen und Schülern verblieben nur zweieinhalb Minuten. „Das hat dann mit individueller Sprachförderung nichts mehr tun.“

Der Unterricht in Deutsch als Zweitsprache erfordere das höchste Maß an Differenzierung. Die Schülerinnen und Schüler brächten völlig unterschiedliche Voraussetzungen mit. In einer DaZ-Klasse sei es nicht möglich, dass alle Schüler*innen zeitgleich an der gleichen Sache arbeiteten. Deshalb müssten dort die Bedingungen besonders gut sein. Katja Coordes: „Engagierte Lehrkräfte können hier nicht auffangen, was die Landesregierung mit falschen Entscheidungen verbockt.“

Das Thema „Vergrößerung der DaZ-Klassen“ steht morgen (24.01.2024) auch auf der Tagesordnung des Landtages.