Sozialministerin spricht von "anpassen", meint aber "absenken"

Es ist sicherlich keine bösartige Unterstellung, wenn man die jüngsten Äußerungen von Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) gegenüber dpa, die Standards in den Kitas „anzupassen“, als „abzusenken“ liest. Für die in den Kitas beschäftigten Erzieher*innen und Sozialpädagogischen Assistent*innen stellt diese Ankündigung einen krassen Affront dar. Sie arbeiten schon jetzt jenseits der Belastungsgrenze. Eine Absenkung der Standards würde die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und die Rahmenbedingungen für die Kinder weiter verschlechtern, die sich schon jetzt in einer Negativ-Spirale befinden. Dagegen wird sich die GEW zur Wehr setzen.
Wer, wie anscheinend Sozialministerin AminataTouré, Gruppen vergrößern oder den Personalschlüssel verschlechtern will, tut den Kitas keinen Gefallen – und erst Recht nicht den Kindern und Eltern. Schon jetzt liegt der Krankenstand beim sozialpädagogischen Personal weit über dem Durchschnitt. Bei einer Absenkung der Standards wird er weiter ansteigen. Ebenso wird sich der Run des sozialpädagogischen Personals aus dem Beruf verstärken. Und die pädagogische Förderung der Kinder wird zunehmend auf der Strecke bleiben.
Wenn Sozialministerin AminataTouré tatsächlich nur Bürokratie abbauen will, werden wir sie dabei gerne unterstützen. Gerade die Kita-Leitungen wären bestimmt dankbar, wenn sie in diesem Sektor entlastet würden. Mit „Bürokratieabbau und Flexibilisierung“ dürfen aber nicht Standardabsenkungen bei den Gruppengrößen, dem Personalschlüssel, den Verfügungszeiten für das Personal sowie bei der Leitungsfreistellung gemeint sein. Es ist Aufgabe der Politik für eine auskömmliche Kita-Finanzierung zu sorgen – und für bessere Arbeitsbedingungen.