Zum Inhalt springen

Quereinstieg in Kitas

Kita können alle? Ministerin senkt Anforderungen an Kita-Personal

Die Kritik von GEW und auch von Kita-Trägern im Vorfeld hat nichts gefruchtet. Sozialministerin Aminata Touré versucht weiterhin, dem Personalmangel in Kitas durch Absenkung der Qualifikationen des pädagogischen Personals zu begegnen. Für die GEW ein völlig falscher Weg.

Foto: GEW / Shutterstock
Foto: GEW / Shutterstock

Die Kritik von GEW und auch von Kita-Trägern im Vorfeld hat nichts gefruchtet. Sozialministerin Aminata Touré versucht weiterhin, dem Personalmangel in Kitas durch Absenkung der Qualifikationen des pädagogischen Personals zu begegnen. Für die GEW ein völlig falscher Weg.

Kindertagesstätten sind Bildungsstätten. In ihnen wird neben dem Elternhaus der Grundstein für den weiteren Bildungsweg der Kinder gelegt. Die Botschaft darf daher nicht lauten: Kita kann jede, Kita kann jeder. Gerade kleine Kinder brauchen gut ausgebildetes Personal. Denn nur hinreichend qualifizierte Mitarbeiter*innen sind in der Lage, Kinder angemessen zu fördern. Abstriche bei der beruflichen Qualifikation sind daher falsch.

Am 18. September 2023 stellte Sozialministerin Aminata Touré in Kiel die Maßnahmen der Landesregierung zur Fachkräftegewinnung und –sicherung in Kita vor. Sie reichen hinten und vorne nicht. Immer noch blendet die Landesregierung die Arbeitsbedingungen in den Kitas weitgehend aus. Dabei sind es neben der Bezahlung gerade die Arbeitsbedingungen, die sie dringend verbessern muss, damit sich mehr junge Menschen zu einer Ausbildung als Erzieher*in oder Sozialpädagogische Assistent*in entschließen. Sie sind auch der Schlüssel, um die ständige Abwanderung aus den Berufen der Erzieher*in und der Sozialpädagogischen Assistent*in zu verhindern. Rund ein Viertel der Erzieherinnen/pädagogischen Beschäftigten in der Frühen Bildung sind, statistisch betrachtet, schon nach 5 Jahren wieder raus aus dem Beruf. Nur gut ein Drittel kann sich vorstellen bis zur Altersgrenze im Beruf zu arbeiten. Das geht aus einer Allensbach-Umfrage hervor.

Wie sehen nun die Pläne der Ministerin konkret aus? Quereinsteiger*innen können in Zukunft als Zweitkraft in Kitas arbeiten. Als Voraussetzung müssen sie nur eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Hochschulabschluss mitbringen, aber nicht unbedingt mit einem pädagogischen Schwerpunkt. Nur irgendwie geartete zweijährige praktische berufliche oder außerberufliche Erfahrungen im Bereich der Bildung werden gefordert. Dazu kommen eine zertifizierte pädagogische Qualifizierung von 480 Stunden und ein Praktikum in einer Kita im Umfang von mindestens 500 Stunden.

Wegen der verfehlten Politik in den vergangenen Jahren, die mit immer schlechteren Arbeitsbedingungen den Personalmangel letztlich verursacht hat, und dem hohen Personalbedarf werden wir in den kommenden Jahren wohl um den Einsatz von Quereinsteiger*innen nicht herumkommen. Unter den Bedingungen, wie sie die Sozialministerin vorgestellt hat, lehnt die GEW den Einsatz von Quereinsteiger*innen jedoch ab. 480 Stunden pädagogische Qualifikation und eine Praxiszeit von 500 Stunden reichen einfach nicht aus sind für den Einsatz als pädagogische Fachkraft in der Kita.

Das Sozialministerium will Sozialpädagogischen Assistent*innen die Chance eröffnen, als Gruppenleitung zu arbeiten. Voraussetzung ist dafür eine mindestens zehnjährige Berufserfahrung als Zweitkraft und eine spezifische Gruppen-Leitungsqualifizierung mit Abschlussprüfung. Auch wir sehen auch die Notwendigkeit, Personen, die schon sehr lange als in Kitas arbeiten und sich in der Praxis bewährt haben, diese Möglichkeit zu eröffnen.

Die GEW fordert schon seit längerer Zeit, die Anerkennung von im Ausland erworbenen gleich- oder höherwertigen Studienabschlüsse oder Ausbildungen zu erleichtern. Dass das Sozialministerium dies genauso sieht, können wir nur begrüßen.

„Wir wollen die besten Kitas für Kinder in Schleswig-Holstein“, sagte Sozialministerin Aminata Touré bei der Vorstellung ihrer Pläne in Kiel. Das Wollen wollen wir der Ministerin nicht absprechen. Aber auf der Basis ihrer neuen Personalqualifikationsverordnung wird sie ihr ehrgeiziges Ziel nicht erreichen.