GEW-Bundesvorsitzende macht Druck für zusätzliche Investitionen in Bildung
Lübeck – Im Rahmen der GEW-Initiative „Bildung. Weiter denken!“ besuchte GEW-Bundesvorsitzende Marlis Tepe am Montag, 27. März die Hansestadt Lübeck. Der Besuch in der Hansestadt bildete für die Gewerkschaftsvorsitzende den Auftakt für eine Reise durch die Bundesländer. Ziel der Initiative ist es, Druck für zusätzliche Investitionen in die Bildung zu machen.
Mehr Geld für Bildung
„Deutschland braucht einen politischen Richtungswechsel: Die Politik muss endlich mehr Geld für Bildung in die Hand nehmen. Denn Deutschland braucht mehr und bessere Bildung für alle Menschen. Diese ist der Schlüssel für eine lebenswerte, chancengleiche und zukunftsfähige Gesellschaft“, so die Gewerkschaftsvorsitzende. Als Maßnahmen, die zunehmende soziale Spaltung in der Gesellschaft wirksam zu bekämpfen, machte sich Marlis Tepe etwa für mehr „echte“ Ganztagsschulen und ein Kita-Qualitätsgesetz stark.
Zusätzliches Personal
„Gute Bildung ist jedoch nicht zum Spartarif zu haben“, stellte Marlis Tepe unmissverständlich fest. „Lehrende brauchen mehr Zeit für die Lernenden. Das geht nur mit zusätzlichem Personal. Gleichzeitig müssen marode Schulen sowie Hochschulen saniert und modernisiert, Ganztagsangebote und Inklusion ausgebaut werden. Würde Deutschland so viel Geld für Bildung ausgeben wie andere Industrienationen im Schnitt, wären alle unsere Vorschläge problemlos zu finanzieren.“
Gespräche mit Schulleitungen und Personalräten
In Lübeck standen Besuche der Mühlenweg-Schule (Grundschule) und der Gotthard-Kühl-Schule (Gemeinschaftsschule) auf dem Programm. Von Schulleiterin Jeanette Burat (Mühlenweg-Schule) und Schulleiter Matthias Isecke-Vogelsang (Gotthard-Kühl-Schule) Gespräche mit den Schulleitungen und Personalräten der Mühlenweg-Schule (Grundschule) und Gotthard-Kühl-Schule ließen sich Marlis Tepe und die sie begleitende schleswig-holsteinische GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke über die besonderen Herausforderungen und Probleme der Arbeit an Schulen in einem schwierigen sozialen Umfeld informieren. Personalräte von beiden Schulen beteiligten sich ebenfalls an dem Meinungsaustausch.
Ungleiches ungleich behandeln
Es sei beeindruckend zu sehen, was die Kolleginnen und Kollegen an diesen Schulen unter schwierigsten Bedingungen leisteten, sagte Astrid Henke. Aber in den Gesprächen sei auch klar geworden, dass die Schulen mehr Unterstützung bräuchten. „Wir erwarten von der nächsten Landesregierung, egal welcher Couleur, dass sie endlich einen Sozialfaktor bei der Zuweisung von Lehrerinnen und Lehrern an die einzelnen Schulen einführt. Wir müssen Ungleiches auch ungleich behandeln. Schulen in einem schwierigen sozialen Milieu stehen vor ganz anderen Herausforderungen als die in privilegierten Wohnlagen.“ An prekären Standorten brächten Lehrkräfte beispielsweise überproportional viel Zeit für Gespräche mit Eltern, Dolmetschern, Erziehungsberatungen, Jugendamt, außerschulischen Einrichtungen und für Teambesprechungen auf.
Mehr gebundene Ganztagsschulen
Einen Ansatz, um Schülerinnen und Schülern, aber auch den Lehrkräften zu helfen, sieht Marlis Tepe in der Etablierung von mehr gebundenen Ganztagsschulen. „Zahlreiche Studien beweisen: Gerade Kinder aus benachteiligten, bildungsfernen Elternhäusern profitieren von Ganztagsangeboten an Schulen. Deshalb ist es richtig und gut, dass sich Deutschland auf den Weg gemacht hat, die Halbtagsschule abzuschaffen“, unterstrich die Gewerkschafterin.
Zu viele Halbtagsschulen mit angeschlossener Suppenküche
Gleichzeitig warnte sie: „Wir dürfen uns jedoch keinen Sand in die Augen streuen lassen: Viele neue Angebote sind leider nur Halbtagsschulen mit angeschlossener Suppenküche. Deshalb benötigen wir jetzt dringend ein zweites Ganztagsschulprogramm, das den qualitativen Ausbau anschiebt. Wir brauchen mehr ‚echte‘, gebundene Ganztagschulen, Schulen mit einem rhythmisierten Konzept. Will heißen, Schulen mit einem pädagogischen Plan, nach dem sich Lern-, Bewegungs-, Betreuungs- und Erholungsphasen der Schülerinnen und Schüler über den Tag verteilt abwechseln und ergänzen.“
GEW für Kita-Qualitätsgesetz
Beim Besuch in der Kindertagesstätte der DRK-Schwesternschaft Lübeck e.V., standen die Rahmenbedingungen in den Kindertagesstätten im Mittelpunkt. Zuvor hatte KITA-Leiterin Barbara Fallenbacher-Maack die pädagogische Konzeption ihrer Einrichtung erläutert. Marlis Tepe erneuerte die GEW-Forderung nach einem bundeseinheitlichen Kita-Qualitätsgesetz. „Der Bund muss jetzt handeln. Er soll einen Beitrag leisten, für Kinder bundesweit vergleichbare Lebensverhältnisse zu schaffen und für die Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen.“ Aus ihrer Sicht solle das Gesetz Standards setzen für die Fachkraft-Kind-Relation, die Freistellung der Leitungskräfte und die Fachberatung sowie die Anerkennung mittelbarer pädagogischer Arbeitszeit festschreiben.
Kita-Beschäftigte überlastet
Die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke wies in diesem Zusammenhang auf die KiTa-Studie für Schleswig-Holstein hin. „Die Kita-Studie für Schleswig-Holstein zeigt klipp und klar: Viele Kitas arbeiten unterhalb der Mindeststandards. Beschäftigte sind überlastet. Krankenstände steigen. Viele Stellen bleiben unbesetzt, weil Fachkräfte fehlen.“ Im Durchschnitt betrage die Verweildauer von Erzieherinnen im Beruf nur fünf Jahre. „Statt die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Kolleginnen gesund am Arbeitsplatz zu halten, denkt die Politik vor allem über Abstriche bei der Ausbildung nach. Für die GEW ist das ein völlig falscher Weg.“