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Landesrechnungshof

Völlig verrechnet - Plädoyer für größere Klassen absolut daneben

Der Landesrechnungshof plädiert für größere Schulkassen in Schleswig-Holstein. Bei der GEW stößt der Vorschlag auf heftige Ablehnung. An vielen Schulen sind die Klassen schon jetzt viel zu groß.

Völlig verrechnet - Landesrechnungshof verliert den Überblick

Kiel – Geht es nach dem Landesrechnungshof sollen die Schulkassen in Schleswig-Holstein größer werden.  Ein Vorschlag, der bei Astrid Henke, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, auf heftige Ablehnung  stößt. „Die Schulwirklichkeit lässt sich nicht schön rechnen. Auch nicht vom Landesrechnungshof. Was in der Excel-Tabelle am Computer rechnerisch wunderbar aufgehen mag, passt nicht zum Alltag in den Schulen. Dort sind vielerorts schon heute die Klassen viel zu groß“, kritisierte die Gewerkschafterin am Montag, 13. Juni 2022 in Kiel die Ausführungen der obersten Kassenprüferin des Landes.

Wer jetzt größere Klassen vorschlage, um Geld zu sparen, offenbare eine elementare Unkenntnis über die Lage in Schleswig-Holsteins Schulen, ging Astrid Henke mit dem Landesrechnungshof hart ins Gericht. „Seit Jahren nehmen die Belastungen für Lehrkräfte zu. Corona, der Umgang mit den Folgen der Pandemie und der Unterricht für geflüchtete Kinder sind nur die letzten Punkte einer langen Reihe. Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen nicht mehr, wo ihnen vor Arbeit der Kopf steht. Da sollen sie jetzt auch noch überall in Klassen mit bis zu 30 Kindern unterrichten? Sie müssen dringend entlastet, nicht durch größere Klassen belastet werden!“

Eine repräsentative Umfrage der Robert Bosch Stiftung (Schulbarometer) stützt die Argumentation der GEW. Sie belegt eine alarmierend hohe Belastung von Lehrkräften. Die Corona-Pandemie und der Lehrkräftemangel hätten demnach an deutschen Schulen tiefe Spuren hinterlassen: Eine überwältigende Mehrheit der Lehrkräfte erlebt das Kollegium (92%) und sich selbst (84%) derzeit stark oder sehr stark belastet. Für über drei Viertel der Lehrkräfte (79%) ist Wochenendarbeit die Regel und eine Erholung in der Freizeit kaum noch möglich (60%). Die Hälfte leidet unter körperlicher (62%) oder mentaler Erschöpfung (46%).

Rechnerisch bedarf es 750 neuer Stellen für 16000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler bis zum Jahr 2026. Mindestens noch einmal so viel Stellen sind für 19000 Schülerinnen und Schüler erforderlich, die bis zum Jahr 2035 in die Schulen kommen.