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Internationaler Frauentag

Unterschwellige Diskriminierung gehört in Bildungsberufen zum Alltag

Für die Gleichstellung von Frauen gibt es im Bildungssektor immer noch viel zu tun. „Je mehr Frauen im Beruf, desto schlechter die Bezahlung. Je höher der Platz in der Hierarchie, desto mehr Männer“, beklagte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke.

Für die Gleichstellung von Frauen gibt es im Bildungssektor immer noch viel zu tun. „Wie überall dort, wo überwiegend Frauen arbeiten, wird auch in Bildungseinrichtungen die Benachteiligung entlang der Geschlechtergrenzen sichtbar. Je mehr Frauen im Beruf, desto schlechter die Bezahlung. Je höher der Platz in der Hierarchie, desto mehr Männer. Auch im Jahr 2023 gehört unterschwellige Diskriminierung zum Alltag in Bildungsberufen“, beklagte Astrid Henke, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, am Dienstag, 7. März 2023 in Kiel die Situation mit Blick auf den morgigen Internationalen Frauentag.
Personalmangel, unzureichende Bezahlung, wachsende Anforderungen und oft verbesserungswürdige räumliche Ausstattung kennzeichneten die Berufssituation in Bildungseinrichtungen, hob Astrid henke hervor. „Würden hier nicht so viele Frauen arbeiten, sähe die Lage bestimmt besser aus.“
Für Verbesserungen bei ihren Gehältern werden sich morgen in Schleswig-Holstein viele Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen einsetzen. Die GEW hat neben ver.di zu einem Warnstreik im Rahmen der Tarifrunde aufgerufen. „Im Sozial- und Erziehungsdienst arbeiten überwiegend Frauen. Die Gewerkschaften haben bei der Bezahlung in den vergangenen Jahren schon einiges erreicht. Diese Fortschritte dürfen aber nicht durch die Inflation aufgefressen werden. Deshalb müssen wir uns mit Warnstreiks wehren. Sonst drohen uns Reallohnverluste“, sagte die GEW-Landesvorsitzende.
Sie machte ebenso darauf aufmerksam, dass schlechtere Arbeitsbedingungen an Schulen nicht geschlechterneutral seien: „Das trifft vor allem Frauen. Fast drei von vier Lehrkräften, die an allgemeinbildenden Schulen arbeiten, sind Frauen.“
In diesem Zusammenhang warnte sie erneut Bildungsministerin Karin Prien davor, perspektivisch die Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken. „Vor allem junge Familien brauchen Teilzeitoptionen, weil Kita-Plätz fehlen oder Eltern sich um ihre kleinen Kinder kümmern wollen. Wer Sorgeverantwortung trägt, kann auch nicht einfach eine zusätzliche Stunde plus Vor- und Nachbereitungszeit unterrichten“, betonte Astrid Henke. „Wer junge Menschen motivieren will, ein Lehramtsstudium zu beginnen, muss die Arbeitsbedingungen verbessern und nicht Teilzeit einschränken. Nur wer die Familie mit dem Beruf vereinbaren kann, wird den Beruf dauerhaft ausüben wollen.“
Wie wichtig nach wie vor Engagement für Gleichstellung sei, unterstrich die GEW-Landesvorsitzende noch mit einem Beispiel aus dem Hochschulbereich. In Schleswig-Holstein seien 51 Prozent der Promovierenden weiblichen Geschlechts, bei den Hochschullehrkräften jedoch nur noch 25,5 Prozent, also genau die Hälfte. Astrid Henke: „Da das kein Zufall ist, bleibt für die Gleichstellungspolitik noch viel zu tun, um die Geschlechterhierarchie zwischen Männern und Frauen zu überwinden.“