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Kita- und Grundschulöffnung

Von 0 auf 100 - Landesregierung wirft Vorsicht über Bord

Am 22.02.2021 sollen sich in Kitas wieder mehr als 20 Kinder in den Gruppen tummeln, in Grundschulen 25 Schüler*innen in zu kleine Klassenräume drängeln. Die GEW hält das zurzeit für verantwortungslos.

Das neuartige Coronavirus breitet sich aus. (Foto: colourbox.de)

Die Angst vor der ansteckenderen britischen Virus-Variante wächst. Bundeskanzlerin Angela Merkel plädiert für eine spätere Öffnung von Kitas und Schulen. Aber am übernächsten Montag sollen sich in den Kitas wieder mehr als zwanzig Kinder in den Gruppen tummeln, in den Schulen 25 Schülerinnen und Schüler in zu kleine Klassenräume drängeln. In der derzeitigen Lage hält die Bildungsgewerkschaft GEW einen vollen Regelbetrieb in Grundschulen und Kitas für verantwortungslos.

„Nur gut, dass es nicht gleich Montag losgeht“, sagte die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Katja Coordes am Donnerstag, 11. Februar 2021 in Kiel zu den Plänen der Landesregierung für die Öffnung von Kindertagesstätten und Schulen im Regelbetrieb. Doch damit hat es sich für die Gewerkschafterin mit den positiven Aspekten.

„Warum werfen wir in Kitas und Grundschulen alle Vorsicht über Bord, wenn Virologen schon heute die dritte Welle ziemlich genau prognostizieren können? Warum so ein Schnellstart auf Vollbetrieb?“, fragte Katja Coordes. „Das lässt sich weder Erzieherinnen noch Lehrkräften vermitteln. Die bisher ergriffenen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz reichen bei weitem nicht aus.“

Sie forderte stattdessen eine behutsame und schrittweise Öffnung. Dabei müsse das Infektionsgeschehen lokal und nicht landesweit betrachtet werden. „Vor allem in Kitas und Grundschulen haben Erzieherinnen und Lehrkräfte kaum die Chance, Abstände einzuhalten und sich bei der Arbeit mit Kindern zu schützen. Kleine Gruppen sind da die einzige Lösung.“ In den Kitas dürfe es ihrer Auffassung nach nur einen stark eingeschränkten Betrieb mit nicht mehr als 10 Kindern pro Gruppen geben.

Für die Grundschulen plädierte sie für einen Wechselunterricht im zweitägigen Wechsel. Dabei solle die Förderung in den Kernkompetenzen im Mittelpunkt stehen. Die Stundentafel müsse reduziert, die Verlässlichkeit aufgehoben werden. Wechselunterricht ermögliche es, Gesundheitsschutz und das Recht auf Bildung einigermaßen miteinander zu verknüpfen. Viele Schulen hätten damit im letzten Jahr sehr gute Erfahrungen gemacht. Es könnten feste Gruppen gebildet und die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Klassen halbiert werden, so dass sich Abstände besser einhalten ließen.

Was den Unterricht in den Jahrgängen 5 und 6 betrifft, sprach sich Katja Coordes für eine Prüfung aus, inwieweit Möglichkeiten zur Ausweitung von Betreuungsangeboten bestehen. Dann könnten auch mehr Kinder in die Schule geholt werden, die es ganz dringend nötig hätten. „Einige Schülerinnen und Schüler brauchen eine enge Bindung, damit sie nicht verlorengehen.“

Die GEW begrüßt, dass Erzieherinnen und Lehrkräfte nun möglichweise einen früheren Impftermin erhalten sollen. Da scheint sich der Einsatz der Gewerkschaft gelohnt zu haben, obwohl noch nicht klar ist, wann diese Impfungen tatsächlich durchgeführt werden können. Gegenüber der Landesregierung mahnt sie an, das Infektionsgeschehen lokal und nicht nur landesweit zu betrachten.