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Anerkennung von ausländischen Bildungsabschlüssen

Verschenkte Chancen - Hohe Hürden für eingewanderte und geflohene Lehrkräfte

Mehr eingewanderte und geflohene Lehrkräfte sollen auch in Schleswig-Holstein an den Schulen unterrichten. Dafür macht sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stark.

Kiel – Mehr eingewanderte und geflohene Lehrkräfte sollen auch in Schleswig-Holstein an den Schulen unterrichten. Dafür macht sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stark. Um da hin zu kommen, sei es notwendig, Hürden abzubauen und Chancen zu eröffnen, so die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke am Montag, 6. September 2021 in Kiel.
„Obwohl die Anzahl in Schleswig-Holstein sicherlich überschaubar ist, dürfen wir diese Ressourcen nicht länger brachliegen lassen. Diese Lehrerinnen und Lehrer sind eine zusätzliche Chance für die Schulen, für die Kinder und Jugendlichen  sowie für mehr Vielfalt im öffentlichen Dienst“, sagte Astrid Henke. Sie forderte das Bildungsministerium auf, die Anerkennungsverfahren und die Zugänge zu Nachqualifizierungen zu erleichtern. Programme wie das Interteach-Programm an der Universität Flensburg müssten ausgebaut und finanziell besser ausgestattet werden.
Viele betroffene Lehrkräfte zögen wegen der hohen Hürden und unzureichender finanzieller Unterstützung Tätigkeiten als Vertretungskräfte oder gar als Schulbegleiterin oder Schulbegleiter vor. „Das bietet keine dauerhaften Perspektiven. Dem muss das Bildungsministerium entgegensteuern und mehr Chancen eröffnen“, forderte Astrid Henke. 
„Eines bleibt klar: alle Lehrerinnen und Lehrer im schleswig-holsteinischen Schuldienst müssen die deutsche Sprache sicher beherrschen. Aber es ist nicht notwendig, dass sie das schon vor Beginn ihrer Qualifizierungsmaßnahmen tun müssen. Das erforderliche Sprachniveau können die Betroffenen noch gut während zusätzlicher Sprachkurse erreichen“, schlug die GEW-Landesvorsitzende vor. 
Die GEW hat heute eine bundesweite Studie mit dem Titel „Verschenkte Chancen?!“ veröffentlicht, Danach wurden von 2016 bis 2018  im gesamten Bundesgebiet 7.365 Erstanträge auf Anerkennung registriert. Bei 11 Prozent wurde im jährlichen Durchschnitt die volle Gleichwertigkeit mit einem in Deutschland erworbenen Abschluss festgestellt, 17 Prozent erhielten ablehnende Bescheide und 68 Prozent sollten eine Ausgleichsmaßnahme beginnen. Bislang gelingt jährlich nur etwa 500 Lehrkräften mit ausländischen Abschlüssen – entweder unmittelbar oder über eine erfolgreich absolvierte Ausgleichsmaßnahme – die volle Anerkennung für das Lehramt. Das sind lediglich 20 Prozent derjenigen, die einen Antrag auf Anerkennung stellen. Für Schleswig-Holstein liegen der GEW keine aktuellen Zahlen vor.

weitere Informationen: GEW: „Mehr migrierte Lehrkräfte an die Schulen!“: GEW - Die Bildungsgewerkschaft