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Höchste Zeit zum Umsteuern

Wir wissen es schon längst: überall im Land fehlen Lehrkräfte - dank der Studie "Demografische Rendite ade" der Bertelsmann-Stiftung gibt es das jetzt schwarz auf weiß. Im Jahr 2030 braucht Schleswig-Holstein 2.000 Lehrkräfte mehr.

Kiel – Was Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer und Personalräte an immer mehr Orten in Schleswig-Holstein tagtäglich erfahren, dass nämlich überall Lehrkräfte fehlen, gibt es jetzt auch schwarz auf weiß: Es wird bundesweit immer schwieriger, die steigende Zahl von Schülerinnen und Schülern mit qualifizierten Lehrkräften zu versorgen. Das belegt die heute veröffentlichte Studie „Demografische Rendite ade“ der Bertelsmann-Stiftung. Im Jahr 2030 braucht Schleswig-Holstein demnach 2.000 Lehrkräfte mehr, um die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler zu unterrichten.

Konsequent mehr Lehrerstellen schaffen
„Die Studie zeigt eindringlich, dass die Kultusministerkonferenz viel zu lange mit veralteten Zahlen gearbeitet hat. Jetzt ist es spät, aber nicht zu spät, um endlich zu handeln. Für die Landesregierung heißt das: Endgültig und konsequent den Stellenabbaupfad zu verlassen und mehr Lehrerstellen zu schaffen. Dabei ist klar: Ohne mehr Geld für Bildung wird das nichts“, sagte Astrid Henke, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Mittwoch, 12. Juli 2017 in Kiel. Um den Beruf der Lehrerin und den Beruf des Lehrers attraktiver zu machen, forderte die Gewerkschafterin bessere Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung. Außerdem seien mehr Studienplätze für Lehramtsstudiengänge sowie qualifizierende Weiterbildungsmaßnahmen erforderlich.

Problem an Grundschulen besonders gravierend
Besonders an Grundschulen sei das Problem gravierend. „Wenn die Arbeit mit kleinen Kindern weniger honoriert wird als die Arbeit mit den älteren, wird der Mangel an Grundschullehrkräften nicht zu beheben sein. Die Landesregierung muss daher die Besoldung für Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen stantepede auf die Besoldungsgruppe A13 anheben, wie es CDU und FDP vor der Wahl noch konkret umsetzen wollten“, forderte die GEW-Landesvorsitzende. Derzeit verdienen Grundschullehrkräfte um die 500 Euro weniger als die meisten Lehrkräfte an weiterführenden Schulen.

Problem verschlafen
Astrid Henke warnte davor, den Lehrkräftemangel allein mit der Zuwanderung zu begründen: „Die Kinder von Einwanderern sind nur ein Baustein in der komplexen Situation. Dass überdurchschnittlich viele Lehrkräfte altersbedingt ausscheiden, war den Verantwortlichen lange bekannt. Trotzdem waren sie nicht bereit, rechtzeitig mehr Geld für die Ausbildung von Lehrkräften in die Hand zu nehmen.“ In den Zahlen der Bertelsmann-Studie seien überdies die dringend nötigen Verbesserungen, zum Beispiel bei der personellen Ausstattung der Inklusion sowie bei den Arbeitsbedingungen, noch gar nicht mit eingerechnet. Die Erhebung basiere allein auf der steigenden Schülerzahl.

Eine Millionen Schülerinnen und Schüler bundesweit mehr
Die von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Studie sagt bundesweit für das Jahr 2025 rund eine Million mehr Schülerinnen und Schüler voraus gegenüber der letzten KMK-Prognose von 2013. Auf Schleswig-Holstein runtergebrochen, bedeutet das einen Schüleranstieg um ca. 35.000. Im Jahr 2030 werden nach der Studie bundesweit 42.800 zusätzliche Vollzeit-Lehrkräfte benötigt. Unter Einbeziehung von Teilzeitbeschäftigung entspricht das einem Bedarf von 2.000 im Norden.