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GEW-Erzieherinnentag: Erzieherinnen arbeiten am Limit - GEW für mehr Personal

Mehr als 250 Erzieherinnen und andere sozialpädagogische Fachkräfte kamen 18.11.2017 nach Neumünster zum GEW-Fachtag für sozialpädagogische Berufe. Die GEW erneuerte dabei ihre Forderung nach zwei Fachkräften pro Elementargruppe.

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Arbeitsbedingungen müssen an erster Stelle stehen
„Die Beschäftigten in den Kindertagesstätten arbeiten am Limit. Deshalb müssen bei der Diskussion über die Neuregelung der Kita-Finanzierung in Schleswig-Holstein die Arbeitsbedingungen in den Kitas an erster Stelle stehen. Konkret brauchen wir zwei Fachkräfte pro Elementargruppe, und zwar nicht nur, wie geplant, am Nachmittag, sondern gerade auch am Vormittag.“ Diese Botschaft gab die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Birgit Mills Sozialminister Dr. Heiner Garg beim 23. GEW-Erzieherinnentag (Fachtag für sozialpädagogische Berufe) mit auf den Weg.
Positiv: Geld für Qualitätsverbesserungen
Grundsätzlich positiv bewertete die Gewerkschafterin die Bereitstellung von siebzig Millionen Euro für Qualitätsverbesserungen in den Kitas durch die Landesregierung in den kommenden fünf Jahren: „Es wird aber keine bessere Qualität in den Kitas geben ohne bessere Arbeitsbedingungen. Deshalb muss dieses Geld in einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, großzügigere Vor- und Nachbereitungszeiten, mehr Fortbildungstage und angemessene Leitungszeiten gesteckt werden.“ 
Gruppengrößen ausgereizt
Seit Jahren erscheine den Beschäftigten in den Kindertagesstätten ihr Arbeitsplatz als Dauerbaustelle, sagte Birgit Mills. Gruppengebäude würden geplant und gebaut, alte Gebäude saniert und energetisch renoviert, um die Rechtsansprüche der Eltern auf einen Kindertagesstättenplatz zu erfüllen. „Auf dieser Baustelle kommen die Belange der Beschäftigten jedoch zu kurz. Die Anzahl der Beschäftigten ist bei weitem nicht in dem Maße gestiegen wie erforderlich. Stattdessen werden vielerorts die Regelungen zu den Gruppengrößen ausgereizt bis zum Geht-nicht-mehr.“
Anstieg der Krankheitstage
Eine Folge dieser ständigen Überbeanspruchung  sei ein Anstieg der Krankheitstage auf 17,2 Tage pro Jahr (Studie für das Kita-Bündnis Schleswig-Holstein), führte Birgit Mills aus. Es verließen außerdem immer mehr Beschäftigte den Beruf, um der Überbeanspruchung zu entgehen. Darüber hinaus blieben Stellen unbesetzt. Mancherorts arbeiteten Kindertagesstätten unterhalb der gesetzlichen Mindeststandards.
Wie klarkommen mit Anspruch und Wirklichkeit
Die Hauptreferentin der Veranstaltung, die Berliner Pädagogik-Professorin Iris Nentwig-Gesemann, beleuchtete in ihrem Vortrag die Frage, wie sich die Frühpädagogik im Spannungsfeld zwischen Rahmenbedingungen, Professionalisierungsanspruch und Alltagswirklichkeit entwickelt.
Breites Fortbildungsangebot
Nach der Eröffnungsveranstaltung ging es in Arbeitsgruppen und Workshops um konkrete Hilfestellungen für den beruflichen und pädagogischen Alltag. Die Palette reichte in diesem Jahr von Themen wie „Die Ideale meiner pädagogischen Arbeit – wo bleiben sie im Alltag?“ über „Wie bleibe ich bei Stimme“ oder „Andere Länder – andere Sitten“ bis hin zu „Yoga mit Kindern“.
Zahlen
Zum 1. März 2016 gab es 1.754 Einrichtungen mit 110.086 Plätzen. Dort wurden 106.560 Kinder betreut. Die Anzahl der Beschäftigten betrug 21.599 Personen. Insgesamt 21.877 Kinder unter drei Jahren wurden in Kindertageseinrichtungen und Tagespflegestellen betreut. Das entspricht einer Versorgungsquote von 30,9 Prozent (Kinder- und Jugendhilfestatistik 2016).

Foto: Archivfoto