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Berufliche Bildung

Eine Schnapsidee wird Gesetz

Bei der Aufspaltung von allgemeiner und beruflicher Bildung macht JAMAIKA nun Nägel mit Köpfen. Eine Änderung des Schulgesetzes soll den Weg frei machen, damit das Wirtschaftsministerium die Zuständigkeit für die Berufliche Bildung übernehmen kann.

Bei der Aufspaltung von allgemeiner und beruflicher Bildung macht die Jamaika-Koalition nun Nägel mit Köpfen. Morgen (19.11.2020) berät der Landtag in erster Lesung über eine Änderung des Schulgesetzes. Sie soll es möglichen, dem Wirtschaftsministerium die Zuständigkeit für die Berufliche Bildung zu übertragen. Eine Aufblähung der Verwaltung durch erhebliche Stellenaufstockungen wird die Folge sein. Unnötige Doppelstrukturen im Wirtschaftsministerium und im Bildungsministerium werden geschaffen.

Bei der Bildungsgewerkschaft GEW stößt der Gesetzentwurf auf keinerlei Gegenliebe. „Hinter vorgehaltener Hand bestreiten selbst die meisten Koalitionspolitikerinnen  und –politiker die Sinnhaftigkeit des Gesetzes. Trotzdem setzen sie den Koalitionsvertrag um und wollen dazu das Schulgesetz ändern“, äußerte sich die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke am Dienstag, 18. Februar 2020 in Kiel. „Bildung gehört ins Bildungsministerium, auch die Berufliche Bildung. Die bundesweit beispiellose Aufsplitterung der Zuständigkeiten stärkt nur die Bürokratie.  Wenn schon ein SHIBB (Schleswig-Holsteinisches Institut für Berufliche Bildung), dann wenigstens in Zuständigkeit des Bildungsministeriums.“ 

Statt über Strukturen, SHIBB  und Schulgesetzänderungen zu debattieren, sollten aus Sicht der GEW-Landesvorsitzenden Zeit und Energie lieber dafür genutzt werden, die konkreten Probleme in der Beruflichen Bildung zu lösen. Der Übergang Schule – Beruf funktioniere mehr schlecht als recht. Viel zu viele Jugendliche steckten in unzähligen Übergangsmaßnahmen und Warteschleifen. Ideen für gemeinsame Oberstufen von berufsbildenden Schulen, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien würden nicht aufgegriffen. Ebenso wenig gäbe es Lösungen für die Berufsausbildung in der Fläche, wenn zum Beispiel nur noch vereinzelt Auszubildende eines Handwerks in einer Klasse säßen. Ganz zu schweigen davon, dass Berufsschullehrinnen und –lehrer im Land immer noch an allen Ecken und Kanten fehlten. „Jede Menge Arbeit für die Politik. Doch die beschäftigt sich lieber mit Strukturfragen, die niemandem nützen.“