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Kita-Öffnungen

85 Prozent der Erzieherinnen bangen um ihre Gesundheit

85 Prozent der Erzieherinnen sehen sich nicht ausreichend vor einer Corona-Infektion geschützt. Das ist das beängstigende Ergebnis einer Befragung von GEW-Mitgliedern aus Kitas, an der sich 464 sozialpädagogische Fachkräfte beteiligt haben.

Foto: Pixabay, CC0

Die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Katja Coordes bewertete die Ergebnisse am Dienstag, 16. Februar 2021 in Kiel mit großer Sorge: „In den Kitas geht die Angst um. 85 Prozent der Erzieherinnen und sozialpädagogischen Assistentinnen sorgen sich um ihre Gesundheit, weil die Politik nach einem Jahr Pandemie keine effektiven Schutzmaßnahmen für die Kitas geschaffen hat. Vor diesem Hintergrund ist es verantwortungslos, die Kitas ab kommenden Montag mit voller Besetzung in den Regelbetrieb zu schicken.“

Katja Coordes erneuerte die GEW-Forderung nach einem behutsamen Start mit halbierten Gruppen in den Kitas: „Wir brauchen endlich einen Maßnahmenplan, der an die örtlichen Inzidenzwerte gekoppelt ist und den Arbeits- und Infektionsschutz der Beschäftigten sicherstellt. Insbesondere für Angehörige der Risikogruppen reichen die Schutzmaßnahmen nicht aus.“ Dazu regelmäßige alltagstaugliche Tests sowie eine höhere Priorität des sozialpädagogischen Personals beim Impfen. Diese Forderungen standen auch unter den GEW-Mitgliedern ganz oben: Tests (60%), Impfen (56%), Maßnahmenplan (53%).

Ganz schlecht kommt bei der Befragung die Politik weg. Den Beschäftigten in den Kitas fehlt einfach die Wertschätzung durch die Politik. 91 Prozent geben an, dass sie sich von der Politik in ihrer derzeitigen Situation eher schlecht (32 %) oder sogar nur sehr schlecht wertgeschätzt fühlen (59 %).

Nach Ansicht der Teilnehmenden stellen die Angst um ihre eigene Gesundheit (68 %), die Umsetzung der Hygienemaßnahmen (68 %) und Personalausfälle (48 %) die größten Belastungen im „Corona-Regelbetrieb“ dar. 70 Prozent der Befragten geben an, dass Personalausfälle in ihrer Kita nicht ausgeglichen werden.

Dass die Ängste von Erzieherinnen und sozialpädagogischen Assistentinnen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigt übrigens eine Studie der AOK. Beschäftigte in der Kinderbetreuung waren von März bis Oktober 2020 am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen. Wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) analysiert fehlten 2.672 je 100.000 Beschäftigte in dieser Berufsgruppe krankheitsbedingt im Zusammenhang mit Covid-19. Der Wert liegt der Wert 2,2-fach über dem Durchschnittswert von 1.183 Betroffenen je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte.

Info
464 Erzieherinnen und sozialpädagogische Assistentinnen hatten sich an dieser nicht-repräsentativen Umfrage beteiligt, die für die Situation an den Kindertagestätten eine sehr hohe Aussagekraft besitzt. Die Befragung wurde im Zeitraum zwischen dem 21. Januar und 7. Februar 2021 durchgeführt, also noch bevor die Landesregierung die volle Öffnung der Kindertagesstätten angekündigt hatte.