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Statusabfrage Lehrkräfte: Gesund und arbeitsfähig?

Wie steht es eigentlich um die Arbeitsfähigkeit und Gesundheit der Lehrkräfte in Schleswig-Holstein? Das hat eine Statuserhebung der Landesregierung jetzt untersucht. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse für euch zusammengefasst.

Bei besagte Studie handelt es sich erstmal um eine grobe Erhebung des Status. Handlungsbedarf wird in den Belastungsfaktoren angenommen, wenn über 30% der befragten Lehrkräfte die ungünstigste Kategorie ausgewählt haben. Neben den Belastungsfaktoren hat die Studie auch sogenannte Schutzfaktoren analysiert und folgende Zusammenhänge beobachtet.

  • Arbeitsfähigkeit und Gesundheit steigen, wenn Belastungen dauerhaft sinken.
  • Arbeitszufriedenheit steigt, wenn Schutzfaktoren dauerhaft steigen.
  • Hoch ausgeprägte Schutzfaktoren puffern Belastungen, was wiederum Arbeitsfähigkeit und Gesundheit fördert.“

Von fast allen Lehrkräften wird ihre Arbeit, als bedeutsam erlebt und es werden große Handlungsspielräume gesehen. Das ist für Lehrkräfte ein großes Plus zu vielen anderen Berufsgruppen. Hier liegt wahrscheinlich auch der Schlüssel, warum so viele noch gern zur Schule gehen und mit großem Engagement arbeiten.

Belastungsfaktoren

Bei den Belastungen wurden sehr hohe Werte erreicht bei

  • Termin/Leistungsdruck (63 % häufig, 33 % manchmal)
  • neue Aufgaben (51 % häufig, 44 % manchmal)
  • zusätzliche Aufgaben (62 % häufig, 33 % manchmal)
  • Störungen (61 % häufig, 23 % manchmal)
  • Konflikt Arbeit- Privates (40 % häufig, 44 % manchmal)

 

Die Studie stellt fest, dass in diesen Bereichen großer Handlungsbedarf besteht und Feinanalysen erfolgen müssen, da viele Merkmale mit nur einer Frage abgesichert sind. Hier erwarten wir, dass das zügig in Angriff genommen wird, und ebenso zügig entsprechende Maßnahmen erfolgen.

Mehrarbeit

In allen Schularten sind viele zusätzliche Aufgaben mit der Klassenlehrer*innentätigkeit verbunden. Die Anzahl der Gespräche mit Eltern, außerschulischen Institutionen, Anfertigung von umfangreicheren Zeugnissen, Lernplänen usw. haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Hier sind Ausgleichsstunden für die Klassenlehrer*innentätigkeit notwendig. Aber auch wer keine Klasse führt, verfügt nicht über zu viel Freizeit. Deshalb muss die Unterrichtsverpflichtung an allen Schularten für alle Lehrkräfte runter.

Belastende Bedingungen: Lärm und Ausstattung

An erster Stelle der belastenden Umgebungsbedingungen steht der Lärm. 70 % erleben Lärm häufig, 20 % manchmal als belastend. Aber auch Arbeitsmittel und IT-Verfahren sind ein Problem (41% häufig, 40 % manchmal). Um die Lärmbelastung zu senken, müssen Nachhallzeiten an allen Schulen gemessen werden, in denen das noch nicht im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen erfolgte. Räume müssen so ausgestattet sein, dass sie nicht die Gesundheit der Lehrkräfte und Schüler*innen gefährden. Es braucht modern ausgestatteten Räume, Lärmschutz, geringere Gruppengrößen und Differenzierungsräume. Es braucht eine ausreichende sächliche Ausstattung der Schulen durch die Schulträger und IT-Experten, die für Warten und Aktualisieren der Computer zuständig sind.

Präsentismus

Der Präsentismus beschreibt, dass jemand auch bei Krankheit zur Arbeit geht. Diese Zusatzfrage wurde vom Hauptpersonalrat eingefordert. Es gibt deshalb keine Vergleichswerte zu anderen Ressorts und Berufsgruppen. Der Gesamtwert liegt bei 25% (und löst deshalb keinen Handlungsbedarf aus), in der zweitungünstigsten Kategorie (die diejenigen angegeben haben, die immerhin 2-5mal im vergangenen Jahr krank zur Arbeit gingen) 48%. Das ist sehr viel. Und ob man da bei der 30%-Schwelle bleiben kann, ist in meinen Augen fraglich.

Handlungsbedarf laut Statusabfrage

Auch wenn wir deutlich mehr Handlungsbedarf sehen, im Abfragebericht wird der Handlungsbedarf für die Gesamtheit der Lehrkräfte in folgenden Bereichen deutlich.

  • Termin-/Leistungsdruck
  • neue Aufgaben
  • zusätzliche Aufgaben
  • Störungen
  • gefühlsmäßige Belastung (ohne berufliche Schulen)
  • Konflikte Arbeit-Privates (ohne Förderzentren)
  • Handlungsspielraum Pause (ohne Gymnasien)
  • Arbeitsmittel, IT-Verfahren (ohne Grundschulen und Förderzentren)
  • Lärm, Geräusche

Zusätzlich:

  • Präsentismus (nur Grundschule)
  • Möbel (nur Grundschule)
  • Beleuchtung/Lichtverhältnisse (nur Grundschule)
  • Informationsmangel (Förderzentren, Gemeinschaftsschulen)
  • Aufgabenunklarheit (nur Förderzentren)

Zusammenfassende Ergebnisse

Die Statuserhebung zeigt im Vergleich zu anderen Berufsgruppen, dass die Arbeitsbedingungen aus gesundheitlicher Sicht ungünstiger sind. Hier spielen vor allem „gefühlsmäßige Belastung“, der „Handlungsspielraum Pause“ und der „Informationsmangel eine große Rolle“. Die Arbeitsfähigkeit und Gesundheit der Lehrkräfte ist ähnlich ausgeprägt wie bei anderen Vergleichsgruppen, die Arbeitszufriedenheit ist geringer.

Von der Vereinbarung zum Gesundheitsmanagement bis zu diesem Bericht hat es drei Jahre gedauert. Wir können nicht bei jedem Schritt solange warten. Es muss jetzt Schwung ins Gesundheitsmanagement für Lehrkräfte kommen. Die GEW wird weiterhin das Thema ansprechen und entsprechende Maßnahmen einfordern.

Es handelt sich um einen gekürzten Artikel der stellvertretenden Vorsitzenden Birgit Mills. Der Artikel ist in voller Länge als pdf zum Download am rechten Bildrand verfügbar und in der Juni Ausgabe der E&W.