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30. GEW-Fachtagung für sozialpädagogische Berufe

Roter Protestteppich zur geplanten Kita-Reform

Rund 150 Kolleg*innen haben am 9. November am 30. GEW-Fachtag teilgenommen. Sie begrüßten den Staatssekretär im Sozialministerium Johannes Albig mit einer Protestaktion gegen das geplante Kita-Gesetz.

Foto: Ulf Stephan

Neumünster – „Frühkindliche Bildung in Gefahr?“ Dieser Frage widmete sich der 30. GEW-Fachtag für sozialpädagogische Berufe in den Holstenhallen in Neumünster am Sonnabend, 09. November 2024. Rund 150 Erzieher*innen, Sozialpädagogische Assistent*innen und Sozialpädagog*innen nahmen daran teil.

Zum politischen Motto passend startete die Fachtagung mit einer Protestaktion gegen die Kita-Reform der schwarz-grünen Landesregierung. Staatssekretär Johannes Albig aus dem Sozialministerium, der die erkrankte Ministerin Aminata Touré vertrat, gelangte erst über einen roten Protest-Teppich in den Saal. Gespickt war der Teppich mit Forderungen und Kritik am geplanten Kita-Gesetz, wie z. B. „Das Mindeste reicht nicht“.  Flankiert von den Teilnehmenden der Fachtagung, die ihre Forderungen auf Plakaten präsentierten, musste der Staatssekretär sich der Kritik der GEW Schleswig-Holstein und zahlreicher Kolleg*innen stellen. 

GEW-Co-Vorsitzender Henning Schlüter drängte in seiner Begrüßung auf Nachbesserungen am Kita-Gesetz, das zum neuen Jahr in Kraft treten soll: „In dieser angespannten Situation den Anstellungsschlüssel anzuvisieren, der  zu einem schlechteren Fachkraft-Kind-Schlüssel führen wird, ist ganz bestimmt keine richtige Maßnahme.“ 

Und der Gewerkschafter weiter: „Wenn in schulischer und frühkindlicher Bildung gekürzt wird, wird die Gesellschaft in späteren Jahren die Summe doppelt und vielfach zurückbezahlen müssen. Hier scheitert also das gern benutzte Argument, dass unsere nachfolgenden Generationen die Suppe auslöffeln müssen. Scheitert die Bildung, weiß man nicht mal, wie man den Löffel hält.“


In ihrem Vortrag über die Personalsituation in der frühkindlichen Bildung in Schleswig-Holstein machte Anette Stein, Kita-Expertin der Bertelsmann Stiftung deutlich: In über der Hälfte der Kitas in Schleswig-Holstein ist die Personalausstattung ungenügend. Außerdem machte die Expertin deutlich: Trotz massiven Platzausbaus in den letzten Jahren fehlen in Schleswig-Holstein weiterhin ca. 15.000 Kita-Plätze – Daraus ergibt sich ein zusätzlicher Personalbedarf von circa 4.000 Fachkräften. 

In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um die Reform des Kita-Gesetzes. Teil nahmen Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung mit wissenschaftlichem Blick, Markus Potten vom Verband evangelischer Kindertagesstätten und Christiane Hinz für die Landesfachgruppe sozialpädagogische Berufe der GEW Schleswig-Holstein. Staatssekretär Johannes Albig hat den Teilnehmenden des Erzieher*innentages dabei Rede und Antwort über die geplanten Gesetzesänderungen gestanden. Die Podiumsdiskussion wurde moderiert von der Journalistin und Podcasterin Kathrin Fischer. 

Zahlreiche Teilnehmer*innen des Fachtages beteiligten sich an der Diskussion. Viele Fachkräfte befürchten durch die geplanten Änderungen des Gesetzes eine weitere Verschärfung ihrer Arbeitsbedingungen. Die GEW bleibt bei ihrer Forderung von mindestens 2,0 Fachkräften pro Gruppe. 

Außerdem kritisierten die Fachkräfte und Podiumsteilnehmer*innen, dass die Ausfallzeiten weiterhin zu gering bemessen sind, obwohl dem Ministerium aktuelle Zahlen vorliegen, die viel höher sind. Anette Stein bestätigte: In Schleswig-Holstein seien die Ausfallzeiten wegen Krankheit mit durchschnittlich 32 Tagen pro Jahr besonders hoch. Die vom Ministerium bemessene Zahl von 15 Tagen liegt weit darunter. In der Praxis wird das weiterhin für Schwierigkeiten sorgen, den Personalschlüssel zu halten. 

Kritik hagelte es am Umgang des Sozialministeriums mit dem extremen Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung. Ohne bessere Arbeitsbedingungen werde sich dieser nicht nachhaltig beheben lassen, waren sich die Anwesenden einig. 

Nach dem Eröffnungsteil fanden Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen der pädagogischen Arbeit statt. Das Angebot reichte diesmal von „Eine neue Elterngeneration“, über „Weniger ist mehr – Welche Prioritäten hat unsere Kita-Bildungsarbeit“ bis hin zu „Vorurteilsbewusstes Handeln“.