Produktionsbedingungen von Wissen
Hochschullehrer*innen in die Produktion!
Dort, wo engagierte GEW-Mitglieder zusammenkommen und Zeit haben, sich miteinander auszutauschen, entstehen häufig die besten Ideen für gewerkschaftliches Engagement. So war es auch auf der Landesdelegiertenversammlung im Winter 2023, in deren Rahmen zwei Kolleg*innen der Fachgruppe Hochschule und Forschung die Idee der Veranstaltungsreihe „Produktionsbedingungen von Wissen“ entwarfen. Die Veranstaltungsreihe sollte sich mit den überwiegend prekären Umständen auseinanderzusetzen, unter denen Hochschulbeschäftigte in Schleswig-Holstein Wissenschaft betreiben und vermitteln. Außerdem sollte sie noch mehr Beschäftigte an Hochschulen dazu bringen ihre Arbeitsbedingungen kritisch zu hinterfragen und darüber hinaus Handlungsperspektiven aufzeigen, wie Beschäftigte und Gewerkschaften sie verbessern können.
Die Idee stieß innerhalb der Fachgruppe auf großen Zuspruch und innerhalb weniger Wochen standen für das Sommer-/Frühjahressemester vier Veranstaltungen, die an insgesamt drei unterschiedlichen Hochschulen mit kompetenten Referent*innen und Gästen kritischen Perspektiven eine Stimme gaben.
Für die Auftaktveranstaltung an der CAU konnten wir Yasmin Frommont gewinnen, die unter dem Titel „Die Wissenschaft ist tot, es lebe die Wissenschaft?“ eindrücklich aufzeigte, warum es einen Aufbruch im deutschen Wissenschaftssystem braucht und wie wir unseren Teil dazu beitragen können. Die Kunsthistorikerin und Mit-Herausgeberin des GEW-Tagungsbandes zur 11. Wissenschaftskonferenz der GEW zeigte unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Tagungsbandes die vielfältigen interjektionellen Hürden in unserem Wissenschaftssystem auf und berichtete anschaulich und motivierend über Ihre eigenen Erfahrungen, den Umgang mit Rückschlägen und die Möglichkeiten sich miteinander so solidarisieren. Der gesamte Tagungsband kann kostenlos heruntergeladen werden.
Die zweite Veranstaltung der Reihe fand an der Europa-Universität Flensburg unter dem Titel „Knowledge, academia and us - an exchange on international experiences“ auf Englisch statt. Auf der Veranstaltung berichteten junge Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Ländern von den Arbeits- und Studienbedingungen in England, Brasilien, Deutschland und Schweden und diskutierten mit den Gästen über die jeweiligen Vor- und Nachteile des jeweiligen Wissenschaftssystems.
Unter dem Titel „Was sind uns Hochschulen Wert?“ bot der dritte Termin der Veranstaltungsreihe allen interessierten Hochschulangehörigen einen Crashkurs in Sachen Hochschulfinanzierung. Mit Klaus Michael Heinze konnten wir einen echten Insider für die Veranstaltung gewinnen, der auf mehr als 30 Jahre Berufserfahrung, u.a. als Kanzler verschiedener Hochschulen und im Bildungsministerium zurückblicken kann. Mehr als zwei Stunden lang haben wir gelernt, wie die finanziellen Mittel für Hochschulen im Land verteilt werden, wie Hochschulen im Land miteinander im Wettbewerb stehen und konnten darüber diskutieren, wie eine bessere und nachhaltige Finanzierung von Hochschulen aussehen könnte.
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe haben wir Verantwortliche aus Politik und Hochschule zu einer Podiumsdiskussion an der CAU Kiel eingeladen, um die Ergebnisse der Veranstaltungsreihe zu reflektieren Perspektiven für die Hochschulpolitik in Schleswig-Holstein herauszuarbeiten. Das hochkarätig besetzte Podium (Lasse Petersdotter, Prof. Dr. Björn Christensen, Prof. Dr. Martina Winkler und Jessica Prigge als Vertreterin der GEW) enttäuschte nicht und lieferte sich über etwa 90 Minuten eine spannende Debatte, inkl. anschließender Diskussion mit dem Publikum.
So wurde aus der spontanen Idee zweier Kolleg*innen innerhalb eines halben Jahres eine inhaltlich anspruchsvolle Veranstaltungsreihe, mit der wir das Profil der GEW bei Hochschulbeschäftigten und politisch Verantwortlichen stärken konnten. Die Veranstaltungsreihe und die positiven Rückmeldungen zeigen außerdem, wie schnell in der GEW, in Fachgruppen und Ausschüssen Ideen engagierter Kolleg*innen mit Spaß und Erfolg umgesetzt werden können. Zum Schluss sei an dieser Stelle deshalb allen Kolleg*innen gedankt, die sich an der erfolgreichen Konzeption und Durchführung der Veranstaltungen beteiligt haben. Insbesondere den Veranstaltungspartner*innen der einzelnen Termine, dem GLV für die finanzielle Unterstützung der Idee und natürlich den vielen Referent*innen, die ihre Expertise mit uns geteilt haben.