Zum Inhalt springen

Viel schwarz-gelb in der Bildungspolitik

Trotz positiver Punkte eher rückwärtsgewandtes Gesamtbild: Was im Koalitionsvertrag von CDU, Grünen und FDP zur Bildungspolitik steht und was die GEW sazu sagt.

„Statt die Schulen mit neuen Diskussionen über Schulstrukturen, Abstimmungen in Schulkonferenzen über Noten und G9 zu überziehen, wären klare Aussagen zur Verringerung der Belastungen der Lehrkräfte dringend nötig gewesen“ sagte Astrid Henke, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft am 16. Juni in Kiel zum Koalitionsvertrag von CDU, FDP und Grünen. „Zur Belastung der Lehrkräfte findet man hingegen nur Lippenbekenntnisse.“

„Inhaltlich haben sich in der Bildungspolitik CDU und  FDP klar durchgesetzt“, sagte Astrid Henke.  Die Änderungen in der Lehrkräfteausbildung, Wiedereinführung von Ziffernnoten, Vorgaben zu Unterrichtsmethoden und einer verbindlichen Schreibschrift seien Beispiele für die Rückwärtsgewandtheit der neuen Bildungspolitik in Schleswig-Holstein.

Wie ein Donnerschlag wirke die Ankündigung, die Berufliche Bildung ins Wirtschaftsministerium zu verhökern. „Auch an berufsbildenden Schulen muss Unterricht und Bildung frei von der Beeinflussung durch Wirtschaftsinteressen sein. In erster Linie muss es um gute Bildung gehen! Gerade war durch die Zusammenlegung im Bildungsministerium die Zusammenarbeit der Lehrkräfte der allgemeinbildenden und der berufsbildenden Schulen auf einem guten Weg“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke zum Jamaika-Koalitionsvertrag in Kiel.  Jetzt drohe die Berufliche Bildung im Wirtschaftsministerium allein dem Interesse der Wirtschaft unterworfen zu werden, ihre auch allgemeinbildende Funktion auf der Strecke zu bleiben.

 

Überhaupt kein Verständnis hat die GEW für den Rückzieher bei der Besoldung der Lehrkräfte an Grundschulen. CDU und FPD sind zwar mit dem Thema „Mehr Gerechtigkeit bei der Besoldung der Grundschullehrerinnen“ in den Wahlkampf gezogen, davon geblieben sind nur leere Worte. Berlin hingegen macht vor, wie es geht: Zum kommenden Schuljahr sollen dort die Grundschullehrerinnen nach der Besoldungsgruppe A13 (Angestellte E13) besoldet werden. „Die Aufwertung der Arbeit von Lehrkräften an Grundschulen ist überfällig, in Schleswig-Holstein genauso wie in Berlin. Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen müssen endlich nach A13 bezahlt werden“,  sagte Astrid Henke.

Bei der politischen Forderung will es die GEW nicht belassen. „Wir werden auch juristisch Druck machen, um gegen die ungerechte Besoldung anzugehen“, kündigte Astrid Henke an. „Mit einigen ausgewählten Kolleginnen und Kollegen werden wir Musterprozesse führen. Anträge auf höhere Besoldung werden von ihnen jetzt beim Bildungsministerium gestellt. Nach einer Ablehnung dieser Anträge wird die Sache dann vor das Verwaltungsgericht gehen.“

Astrid Henke sieht in der besseren Bezahlung auch eine wichtige Maßnahme gegen den sich verstärkt abzeichnenden Lehrkräftemangel besonders auch an Grundschulen.  „Es fehlt eine  Offensive, um viel mehr junge Menschen für den Beruf der Lehrerin oder des Lehrers zu gewinnen, vor allem an Grundschulen.“

Positiv zu beurteilen, sei in dem Koalitionsvertrag die klare Aussage, die Unterrichtsversorgung auf 100% zu bringen und die Bedingungen für das gemeinsame Lernen zu verbessern, in dem die Anzahl der Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen deutlich erhöht wird. Die Bedarfe würden allerdings seitens der GEW noch deutlich höher eingeschätzt, so Astrid Henke. Die Einführung eines Bildungsbonus für Schulen mit besonderen Herausforderungen entspreche einer Forderung der Bildungsgewerkschaft GEW und müsse umgehend umgesetzt werden.

„Mehr abgewinnen können wir auch einigen Teilen zur Kita-Politik. Die Zusage, die Qualität der frühkindlichen Bildung zu verbessern durch eine zweite Fachkraft in den Elementargruppen und auch die Erhöhung der Vor- und Nachbereitungszeiten sowie der Leitungszeiten ist wichtig und richtig“, sagte die Gewerkschafterin.

 

Verantwortlich: Astrid Henke 0170 3341746, 16.06.2017

 

Foto: © Dieter Schütz / pixelio