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Lehrkräftemangel

Förderschullehrer*innen fehlen an allen Ecken und Kanten

Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf scheinen über keine allzu starke Lobby zu verfügen. Denn gerade an Förderzentren und in der Inklusion herrscht großer Mangel an ausgebildeten Sonderpädagog*innen - zum Nachteil der Schüler*innen.

Ausgebildete Förderschullehrer*innen fehlen in Schleswig-Holstein an allen Ecken und Kanten. Im laufenden Schuljahr blieben insgesamt mehr als 110 Stellen der 2455 Planstellen unbesetzt. In Kreisen wie Dithmarschen oder Herzogtum Lauenburg sind rund 20 Prozent der Stellen nicht regulär besetzt. Hinzu kommt, dass mehr als 5 Prozent der Stunden von unausgebildeten Personen erteilt wurden, 8,5 Prozent aller Stunden von Personen ohne 2. Staatsprüfung. Diese Zahlen stammen aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage (19/3012) des SPD-Bildungspolitikers Martin Habersaat.

Unter diesen Umständen kann aus Sicht der GEW von einer gesicherten sonderpädagogischen Förderung keine Rede mehr sein. Sowohl in der Inklusion als auch in den Förderzentren ist die Lage problematisch, teilweise sogar dramatisch. Dabei brauchen gerade Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf hoch qualifizierte Lehrkräfte. Aufgrund ihrer Ausbildung verfügen Förderschullehrkräfte über das notwendige sonderpädagogische Knowhow, das für die Förderung von Schüler*innen unerlässlich ist. Die Landesregierung muss also noch mehr tun, um Sonderschullehrkräfte für Schleswig-Holstein zu gewinnen oder zu qualifizieren. Kinder mit Förderbedarf scheinen aber über keine allzu starke Lobby zu verfügen.

Interessante Zahlen hat der SPD-Abgeordnete Habersaat der Landesregierung auch mit einer zweiten Kleinen Anfrage (19/3013) zum Fachkräftemangel an Schulen aus den Rippen geleiert. Danach waren am 6. Oktober 2021 an den Gymnasien in Schleswig-Holstein 107,9 Prozent der vorhandenen Stellen besetzt, an den Grundschulen 99,3 Prozent. Und wie schon gesagt: mit 95,2 Prozent sieht es bei den Förderzentren am schlechtesten aus. An den Grundschulen fällt wie an den Förderzentren die Benachteiligung bestimmter Kreise auf. Im Kreis Dithmarschen sind beispielsweise nur 89,4 Prozent der Stellen besetzt.

Auf alle Schulen im Lande bezogen besetzen 231 Seniorlehrkräfte 73 Stellen, 256 Lehrkräfte mit 1. Staatsprüfung, die sich nicht im Vorbereitungsdienst befinden, 167 Stellen. 770 Stellen werden durch 1.365 Menschen ohne Lehramtsausbildung besetzt. Keine Antwort weiß die Landesregierung auf die Frage, wie viele Stellen mit langfristig ausfallenden Lehrkräften (z.B. Sabbatjahr, Elternzeit) besetzt sind.