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Bildungschancen

Ein Lernsommer reicht nicht für gute Bildung

Für Kinder und Jugendliche aus schwierigem sozialen Umfeld sind die Bildungschancen durch Corona noch schlechter geworden. Um dem zu begegnen, kann Frau Priens Lernsommer nur ein bescheidener Anfang sein.

Kiel – Ungerechtigkeit kennzeichnet das deutsche Bildungssystem: auf der einen Seite Kinder und Jugendliche aus gutsituierten Elternhäusern mit guten Chancen, auf der anderen Seite Kinder und Jugendliche aus schwierigem sozialen Umfeld, denen gleiche Chancen verwehrt werden. Corona hat die Situation vor allem für die zweite Gruppe noch viel schlimmer gemacht. „Vor diesem Hintergrund sehen wir in Frau Priens Lernsommer nur einen bescheidenen Anfang. Wer die Corona-Langzeitfolgen gerade für besonders benachteiligte Kinder und Jugendliche abmildern will, braucht eine Perspektive, die weit über die kommenden Sommerferien hinausgeht“, sagte Astrid Henke, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW zu den heute (06.05.2021) in Kiel vorgestellten Plänen von Bildungsministerin Karin Prien.
„Ohne mehr Geld und einen längeren Atem“ könnten Bildungsrückstände nicht dauerhaft aufgeholt werden, betonte Astrid Henke. „Das heißt allerdings nicht, dass nicht auch der Lernsommer positive Aspekte enthalte. Das Bemühen um einen über reine Nachhilfe hinausgehenden Ansatz sei durchaus zu erkennen, auch die Förderung sozialer Kompetenzen miteinbezogen worden.
Negativ stieß bei der GEW-Landesvorsitzenden hingegen die Einbeziehung privater Nachhilfeinstitute auf. „Ziel muss es doch sein, Kinder und Jugendliche individuell zu fördern, nicht Unternehmen wie Nachhilfeinstitute reicher zu machen.“
Kritik gab es von der GEW auch für die klammheimliche Abkehr der Landesregierung von den bisherigen Corona-Regelungen. „Letzte Woche wies die Landesregierung noch mit Nachdruck auf die 100er-Grenze bei der Inzidenz für schleswig-holsteinische Schulen hin. Nun hat sie sich ohne viel Aufhebens an die bundeseinheitliche Regelung von 165 angepasst.“ Noch schwerer wiege, dass an alle allen Schulen nunmehr auch bei einer Inzidenz von über 50 kein Wechselunterricht mehr stattfinden solle. Obwohl die Situation in Schleswig-Holstein günstiger als in anderen Bundesländern sei, gehe die Landesregierung hier ein nicht geringes Risiko für die Gesundheit der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler ein.