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Berufliche Bildung

Auf dem falschen Dampfer - SHIBB unter Flagge des Wirtschaftsministeriums

Die Gründung des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Berufliche Bildung (SHIBB) löst keine Probleme. Wirtschaftsinteressen bekommen nun stärkeren Einfluss auf die Berufliche Bildung.

Für die Bildungsgewerkschaft GEW löst die Gründung des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Berufliche Bildung (SHIBB) kein einziges Problem. Die Verschiebung der Beruflichen Bildung ins Wirtschaftsministerium führt aus Gewerkschaftssicht außerdem dazu, dass die Berufliche Bildung einseitig Wirtschaftsinteressen untergeordnet wird. 

Die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke sagte zur heutigen (18.01.2021) Pressekonferenz von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz zum Start des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Berufliche Bildung (SHIBB): „Was gestern falsch war, kann heute nicht richtig sein. Berufliche Schulen und allgemeinbildende Schulen gehören in ein Ministerium. Daher bleibt es nach wie vor ein schwerer Fehler, die berufliche Bildung dem Wirtschaftsministerium zuzuschlagen. Berufliche Bildung ist weit mehr, als die Interessen der regionalen und lokalen Wirtschaft zu bedienen.“

Die Herausforderungen für die Berufliche Bildung in Schleswig-Holstein seien groß und die Gründung des SHIBB kein Allheilmittel für deren Bewältigung, hob die GEW-Landesvorsitzende hervor. Das Übergangssystem in die Berufsausbildung stehe seit langem in der Kritik: zu wenig Ausbildungsplätze, zu viele Schülerinnen und Schüler ohne wirkliche Perspektive in Warteschleifen. „Wir erwarten vom Wirtschaftsminister, dass er gemeinsam mit der Wirtschaft genügend Ausbildungsplätze bereitstellt, damit sich nicht mehr so viele junge Menschen von Maßnahme zu Maßnahme hangeln müssen“, nahm Astrid Henke den Wirtschaftsminister in die Pflicht.

Der neue Dienstvorgesetzte aus dem Wirtschaftsministerium für die rund 5.000 Lehrkräfte an den Beruflichen Schulen dürfe aus ihrer Sicht auch nicht die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte aus dem Blick verlieren. „Die Arbeitsbedingungen müssen besser werden. Nur dann werden die Schulen genügend Lehrkräfte finden. Im Moment herrscht in vielen Bereichen großer Mangel. Konsequenz: zu große Klassen oder zu wenig Angebote.“ Betroffen seien davon nicht nur die Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung, sondern auch diejenigen am Beruflichen Gymnasium, in der Erzieherausbildung oder in der Berufsvorbereitung.

Aktuell stelle Corona die Beruflichen Schulen zudem noch vor ganz andere Probleme, merkte Astrid Henke an. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz müsse schnellstens besser, die Abstände im Unterricht konsequent eingehalten werden. „Nur so können wir dem Gesundheitsschutz für die Lehrkräfte besser Rechnung tragen und zugleich den Sorgen der Arbeitgeber entgegenkommen. Die fürchten nämlich, dass die Azubis ihnen Corona in ihre Betriebe einschleppen.“