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Absturz bei den Mathe-Noten zum mittleren Schulabschluss

In den Abschlussarbeiten zum mittleren Schulabschluss ist in Schleswig-Holstein die Durchschnittsnote um eine halbe Note auf 3,9 abgesackt. Die Erklärungsnot ist groß. Was sind die Gründe?

Bildungsministerin Prien ist schnell mit einer Antwort bei der Hand: Lehrkräfte sollen die SchülerInnen besser vorbereiten, sie sollen sich besser fortbilden. Der Wirtschaftsminister Buchholz ist auch mit starken Worten dabei, die Lehrkräfte müssen attraktiver und interessanter unterrichten. Den Lehrkräften in den Schulen geht der Hut hoch, neben dem eigenen Frust und dem der SchülerInnen stehen haufenweise zusätzliche Prüfungen an. Wenn in einer Klasse bei 25 bis 30 % der SchülerInnen die Noten der Arbeit um 2 Noten nach "unten" von den Vornoten abweichen, verschlechtert sich die Vornote um eine Note oder es findet eine mündliche Prüfung statt. Nun sind diese Lehrkräfte durch mündliche Prüfungen zusätzlich belastet! Darüber hinaus bekommen sie die Verantwortung in die Schuhe geschoben.

Was sind nun die Gründe:

Sind die Arbeiten schwerer als das Vorbereitungsheft? Schwerer als die Probearbeit?

Viele Lehrkräfte haben den Eindruck! Oft waren die Aufgaben so komplex, dass den SchülerInnen die Zeit zur Bearbeitung fehlte, selbst die Kurzaufgaben konnten oft kaum bearbeitet werden. Abschlussarbeiten müssen dem Niveau von Vorbereitungsheft, Probearbeit und Unterricht entsprechen, damit die SchülerInnen eine reelle Chance haben.

Entspricht das Unterrichtsniveau den Bildungsstandards?

Wenn nicht, dann stellt sich die Frage, wie man die Anforderungen hochschraubt. Sicher nicht, indem einfach die Anforderungen in der Prüfungsarbeit erhöht werden. Wichtig sind dann zusätzliche Differenzierungsstunden und Ressourcen. Vor allem müssen erstere erteilt werden. Viel zu oft fallen diese Stunden und die individuelle Förderung der Krankheitsvertretung zum Opfer. So haben weder Lehrkräfte noch SchülerInnen eine Chance.

Gibt es genügend qualifizierte Lehrkräfte?

Es fehlen Fachlehrkräfte für Mathematik und viele andere Fächer. Es ist absehbar, dass das Unterrichtsniveau eher weiter sinken wird, da von der Grundschule bis zur Sekundarstufe viele nicht vollausgebildete Lehrkräfte ohne zusätzliche Qualifizierung und Unterstützung den Unterricht erteilen. Das lässt sich nicht durch die Postulierung von Leistungsansprüchen beheben. Fortbildungen am Nachmittag und Wochenende sind sicher nicht zuträglich Abhilfe zu schaffen.

Braucht es mehr Unterstützung für DaZ-SchülerInnen bei den Abschlussarbeiten?

„Unbedingt“ lautet die Antwort vieler Lehrkräfte! Wortlisten des Ministeriums die nicht im Kontext zu den Aufgaben stehen, seien für die Prüfung eine Katastrophe. Statt der Wortlisten könnten Übersetzungen der gesamten Aufgaben dazu beitragen wirklich das Fachwissen zu prüfen, um so DaZ-SchülerInnen eine Chance zu geben, die Prüfung mit guten Ergebnissen zu bewältigen.

Deshalb fordern wir konkret Maßnahmen der Ministerin:

  • Differenzierungsstunden und Stunden zur sonderpädagogischen Förderung dürfen nicht für Vertretungsunterricht verwendet werden
  • Qualifizierung und Mentoring von nicht vollausgebildeten Lehrkräften
  • Nachhaltige Fortbildungsangebote für fachfremd unterrichtende Lehrkräfte innerhalb der regulären Arbeitszeit
  • Übersetzungen oder spezielle Wortlisten um Daz-SchülerInnen eine Chance zu geben ihr Fachwissen anzuwenden