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Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Ministerin Prien mahnt: Antisemitismus ist kein rein historisches Problem

Bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus betonte Bildungsministerin Karin Prien die Rolle der Schulen bei der Vermittlung demokratischer Grundwerte und der Auseinandersetzung mit Antisemitismus.

Foto: pixabay / CC0

KIEL. Bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Audimax der Christian-Albrechts-Universität betonte Bildungsministerin Karin Prien heute (27. Januar) die Rolle der Schulen bei der Vermittlung demokratischer Grundwerte und der Auseinandersetzung mit Antisemitismus. „Das ist Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrags von Schulen“, so die Ministerin. Wichtigstes Ziel sei es, Unkenntnis und daraus resultierendes Unverständnis abzubauen, und das gelinge immer besonders gut, wenn die Schülerinnen und Schüler emotional erreicht werden könnten. „Deshalb ist gerade die Begegnung mit Zeitzeugen wie Ivar Buterfas-Frankenthal von unschätzbarem Wert“, sagte sie und mahnte: „Antisemitismus kein rein historisches Problem. Er ist real und ist eine gegenwärtige, konkrete, existenzielle Bedrohung von Jüdinnen und Juden – hier und heute – auch in Schleswig-Holstein, auch in unseren Schulen.“

Umso wichtiger sei die Auseinandersetzung mit der Geschichte, unter anderem auch beim Besuch von Gedenkstätten. „Wir haben viele regionale Lernorte und Lernangebote in Schleswig-Holstein“, so Prien. Dazu gehöre das Cap Arcona Museum, das Mahnmal "Der Gehenkte" in Schleswig, die Gedenkstätten Gudendorf und Ahrensbök, die Kultur- und Gedenkstätte Ehemalige Synagoge in Friedrichstadt, der Flandernbunker Kiel, die Gedenkstätte Lutherkirche in Lübeck, die KZ-Gedenkstätten Husum-Schwesing, Ladelund und Kaltenkirchen, die Jüdische Halle in Elmshorn, der Gedenkort "Arbeitserziehungslager Nordmark" und das Jüdisches Museum Rendsburg. Die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein (LAGSH) sei ein wertvoller Partner.

„Es ist eine große Ehre, dass Herr und Frau Buterfas-Frankenthal nach Kiel kommen und Schülerinnen und Schülern die Geschichte ihres Lebens, ihres Überlebens unter dem Terror der Nationalsozialisten erzählen. Gerade am 27. Januar, dem Tag der Auschwitz-Befreiung, ist uns das Gedenken an die Opfer und die Beschäftigung mit dem nationalsozialistischen Schreckensregime besonders wichtig. Zugleich ist es eine Aufgabe für uns alle an jedem Tag dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht“, so der Landesbeauftragte für politische Bildung, Christian Meyer-Heidemann.

Zu der vom Bildungsministerium und dem Landesbeauftragten gemeinsam organisierten Veranstaltung im Audimax der Christian-Albrechts-Universität (CAU) waren knapp 800 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei Schleswig-Holstein zusammengekommen, um die Geschichte von Ivar Buterfas-Frankenthal zu hören. Buterfas-Frankenthal, geboren am 16. Januar 1933, wuchs als Sohn einer christlichen Mutter und eines jüdischen Vaters in Hamburg auf. Kurz nach seiner Einschulung im Jahr 1938 musste Buterfas die Schule verlassen, da er „Halbjude“ war. Sein Vater wurde in Konzentrationslagern inhaftiert, die Mutter flüchtete 1942 mit den Kindern. Unter abenteuerlichen Bedingungen kam die Familie noch während des Krieges zurück nach Hamburg. Hier überlebte sie Krieg und Verfolgung in einem Kellerloch.

Anlässlich des 27.Januars finden in Schleswig-Holsteins Schulen regelmäßig Besuche von Zeitzeugen statt, die ihre Geschichten teilen. Im Jahr 2019 war Tswi Herschel aus Israel eine Woche lang an Schulen in Lübeck, Ratzeburg, Bad Segeberg und Ratekau (Kreis Ostholstein) sowie an der Polizeischule Eutin zu Gast, um mit Schülern über den Holocaust sprechen. Die Zeitzeugen-Besuche werden über den Verein Yad Ruth organisiert. Dieser hat seit 2002 über 70 Zeitzeugen aus Israel und Osteuropa an schleswig-holsteinische Schulen vermittelt.