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Schuljahresbeginn

Lernrückstände nach Corona: Landesregierung muss mehr tun

Zum Schuljahresbeginn kündigt Bildungsministerin Karin Prien an, das Corona-Aufholprogramm fortzusetzen. Für die GEW eine gute Idee. Ihr fehlt aber ein stärkerer Ausbau der Schulsozialarbeit sowie die Einbeziehung der Klassenlehrkräfte.

Zwei Corona-Schuljahre haben bei Schülerinnen und Schülern ihre Spuren hinterlassen. Nicht wenige von ihnen hatten und haben mit psychischen Belastungen, mangelnden sozialen Kontakten zu Gleichaltrigen und Lernrückständen zu kämpfen. „Wir finden deshalb die heutige Ankündigung von Bildungsministerin Karin Prien, das Aufholprogramm fortzusetzen ganz wichtig. Uns fehlen darin aber ein stärkerer Ausbau der Schulsozialarbeit sowie die Einbeziehung der Klassenlehrkräfte. Sie brauchen Entlastung, damit sie sich noch intensiver um Schülerinnen und Schüler kümmern können“, sagte Astrid Henke, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW am Mittwoch, 10. August 2022 in Kiel aus Anlass der Pressekonferenz von Bildungsministerin Karin Prien zum Schuljahresbeginn.

Für die GEW-Landesvorsitzende kommt den Klassenlehrkräfte eine entscheide Rolle zu: „Sie halten die Fäden in der Hand, sind Ansprechperson für Schülerinnen und Schüler, Eltern und andere Lehrkräfte, geben Hinweise und knüpfen Kontakte. Dafür brauchen sie Zeit!“

Leidtragende der Pandemie seien vor allem Schülerinnen und Schüler, die aus ihrem Elternhaus keine oder zu wenig Unterstützung erhalten hätten, so die Gewerkschafterin. Zu dieser Gruppe zählten in besonderem Maße Schülerinnen und Schüler ohne ausreichende Deutsch-Kenntnisse. „Aber es ist keineswegs so, dass nur diese Gruppen betroffen sind. Die Schulen berichteten von vielen Schülerinnen und Schüler aus normal situierten Elternhäuser, die sehr unter der Pandemie gelitten haben und jetzt in der Schule nicht mehr klar kommen.“           

Etwas zu beiläufig hat die Bildungsministerin in ihrer Pressekonferenz nach Auffassung von Astrid Henke das Thema Lehrkräftemangel gestreift. „Wir freuen uns mit der Ministerin, dass es anscheinend nicht schlimmer geworden ist. Tatsache bleibt aber: In Schleswig-Holstein werden zu wenig Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet. Deshalb müssen welche aus anderen Bundesländern zu uns kommen. Es gelingt nicht, alle Stellen mit ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen. Erstexaminierte Lehrkräfte und Senior Teachers sind im Einsatz. Etwa 1400 Personen unterrichten sogar ohne jegliche Lehramtsausbildung“, beschrieb Astrid Henke die keineswegs rosige Lage. Sie forderte daher: mehr Studienplätze, Zuschläge für Lehrkräfte in Mangelregionen sowie bessere Arbeitsbedingungen, damit junge Leute, den Beruf ergreifen.

Was die Corona-Situation betrifft, so erwartet die GEW-Landesvorsitzende von Bund und Land klare Vorgaben für die Schulen. „Obwohl wir natürlich alle hoffen, dass uns ein weiterer Corona-Herbst und weiterer Corona-Winter erspart bleiben, müssen die Schulen gewappnet sein“, so Astrid Henke. Sie bräuchten die Möglichkeit, das Tragen von Masken im Unterricht anzuordnen, wenn es das Infektionsgeschehen erfordere. Masken schützten vor Infektionen. Deshalb seien sie auch in Grundschulen sinnvoll, wenn es nicht anders gehe.

Unterstützung gab es von der GEW-Landesvorsitzenden für die deutlichen Worte von Frau Prien zur Priorität von Schulen bei der Energieversorgung. „Frau Prien hat Recht: Schulen müssen bei der Energieversorgung obenan stehen. Sie gehören eindeutig zur kritischen Infrastruktur. Es darf nicht passieren, dass Schulkinder frieren müssen, während Fußballer auf geheiztem Rasen Fußball spielen.“