Viele Kitas im Lande arbeiten unterhalb der Mindeststandards; Fachkräfte fehlen bei den Kindern. Die Mitarbeitenden sind längst am Limit und werden häufig krank. Ausfälle durch Krankheit setzen eine Abwärtsspirale der Ausfallzeiten in Gang. In vielen Einrichtungen gibt es keinen Etat für Vertretungszeiten, außerdem bleiben Stellen unbesetzt. Fachkräfte und Vertretungskräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Auf die pädagogische Arbeit und die Gesundheit der Fachkräfte hat das enorme Auswirkungen.
700 Kitas nahmen an Studie teil
Zu diesen Ergebnissen kommt ein Forschungsbericht zu Personalausfällen in Kitas in Schleswig-Holstein, der am 23.11.2016 im Hohen Arsenal in Rendsburg von Prof. Dr. Petra Strehmel der Fachöffentlichkeit vorgestellt wurde. Insgesamt folgten rund 250 Teilnehmende der Einladung zu dieser Veranstaltung.
Dringender Handlungsbedarf
„Die Studie offenbart, mit welchen enormen Herausforderungen die pädagogischen Fachkräfte und Leitungen in den Kitas beinahe tagtäglich umgehen müssen“, erklärte Strehmel. „Riskante Personalengpässe sind durch viel zu enge Stellenschlüssel, häufig unbesetzte Stellen und fehlende Vertretungskräfte bei krankheitsbedingten Ausfällen vorprogrammiert. Darunter leiden nicht nur die Kinder, die auf Bildungsangebote verzichten müssen, sondern auch Pädagoginnen und Pädagogen und Leitungskräfte, die mit engagierten Lösungsstrategien zu oft an ihre Grenzen gehen. Es besteht dringender Handlungsbedarf“, so die Expertin.
Bildung ist Beziehungsarbeit
Susanne Rademacher, Kitaleiterin und Mitglied des Geschäftsführenden GEW-Landesvorstandes erklärte: „Bildung ist Beziehungsarbeit. Die funktioniert nur mit mehr Zeit, mehr Verfügungszeiten und einem besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel. Sie funktioniert nicht bei ständiger Überlastung der Beschäftigten. Nur etwa die Hälfe der Kitas können laut Studie zum Beispiel bei Personalausfällen auf Vertretungskräfte zurückgreifen. Das geht gar nicht. Da brauchen wir gesetzliche Regelungen, die die Gesundheit der sozialpädagogischen Fachkräfte schützen.“
„Dank dieser Studie haben wir nun zum ersten Mal wissenschaftlich nachprüfbare, handfeste Beweise für die - nun nicht mehr nur gefühlte - Qualitätsmisere in unseren Kitas“, betonte Gesa Kitschke, Leitung Kindertagesbetreuung beim AWO Landesverband Schleswig-Holstein. „Wir können mit Zahlen, Daten und Fakten aufzeigen, wo das Problem ist. Und vor allem, wo und wie es gelöst werden kann und muss.“
Sozialministerin stellte sich der Diskussion
Darüber, wie die kritische Situation gemeinsam in den Griff zu bekommen sei, diskutierten im Anschluss an den Fachvortrag Kitaleiterinnen und Eltern mit Vertreter/innen von Kita-Trägern, Öffentlicher Jugendhilfe und Politik; mit dabei auch Sozialministerin Kristin Alheit.
Volker Peters, Vorsitzender der Landeselternvertretung für Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein forderte: „Das Personal in den Kitas muss dringend aufgestockt werden; es muss sichergestellt sein, dass unsere Kinder gut betreut werden, in guter Qualität. Und es ist uns Eltern wichtig, dass die finanzielle Beteiligung der Eltern landesweit einheitlich geregelt wird. So dass nicht jede Kommune ihr eigenes Süppchen kocht. Die Eltern müssen wissen, woran sie sind!“
Zum Abschluss der Veranstaltung appellierte Kitschke an die Besucherinnen und Besucher: „Nehmen Sie die Studie zum Anlass, die Problematik auf Orts- und Regionalebene mit allen Beteiligten weiter zu diskutieren. Tragen Sie die Botschaft ins Land!“