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Inklusion braucht mehr! Jetzt!

Am 24.11. stellte Bildungsministerin Britta Erst die Bedarfsberechnung für den inklusiven Unterricht und die sonderpädagogische Förderung an den Schulen in Schleswig-Holstein vor. Das sagt die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke dazu:

„Professor Klaus Klemm ist ein renommierter Bildungsforscher. Er bestätigt mit seinem Gutachten unsere Forderungen nach einer deutlichen Aufstockung der sonderpädagogische Förderung in Schleswig-Holstein. Dafür brauchen wir vor allem mehr Sonderschullehrkräfte.“

Über 16800 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden in den Schulen in Schleswig-Holsteins unterrichtet. Mit der Ausstattung für die sonderpädagogische Förderung sieht es in den Schulen  mau aus. Professor Klemm errechnete statt der aktuell bereitstehenden 2075 Sonderschullehrstellen einen Bedarf von 3386  Sonderschullehrkräften. Für die Arbeit in Förderzentren und im gemeinsamen Unterricht in den allgemeinbildenden Schulen fehlen also gegenwärtig über 1300 Stellen. Wenn Regelschullehrkräfte, Heilpädagoginnen in den Förderzentren und auch die 271 Stellen für Schulassistenz zur Bedarfsdeckung herangezogen würden, bleibt laut Professor Klemm immer noch ein Defizit von 493 Stellen.

Aus Sicht der GEW ist diese Art der Bedarfsdeckung aber keineswegs akzeptabel. Astrid Henke: „ Schulassistentinnen sind keine Sonderschullehrkräfte. Um Kinder mit Förderbedarf tatsächlich gut zu fördern, ist das Know how der Sonderschullehrerinnen und –lehrer unverzichtbar.“  Stellen für Schulassistentinnen seien in den Grundschulen als Unterstützung für alle Kinder geschaffen worden und nicht als Ersatz für Sonderschullehrkräfte. Sie nun bei den Bedarfen an Sonderschullehrkräften abzuziehen, sei genauso wenig hinnehmbar wie die fortlaufenden Versuche mancher Kreise  sie bei den individuellen Schulbegleitungen „in Rechnung“ zu stellen.

„So manches Gutachten mit unangenehmen Wahrheiten ist schon in Schubladen verschwunden.  Der Bildungsministerin gebührt dafür Anerkennung, dass sie dieses veröffentlicht hat. Aber mit der Veröffentlichung ist es nicht getan. Jetzt müssen die richtigen Konsequenzen gezogen werden“, appellierte die GEW-Landesvorsitzende an Frau Ernst.

Seit Jahren litten die Lehrkräfte an den Regelschulen unter der unzureichenden Ausstattung, weil sie ohne ausreichende sonderpädagogische Unterstützung dastünden. Den Sonderschullehrerinnen und –lehrern fehle die Zeit für ihre Aufgaben. Leidtragende seien letztlich Kinder und Jugendliche, die nicht genügend sonderpädagogische Förderung bekämen. „Die Umsetzung des inklusiven Unterrichts benötigt ausreichend Sonderpädagoginnen,  multiprofessionelle Teams mit Schulsozialarbeiterinnen und Heilpädagoginnen, kleine Lerngruppen und Zeit für Kooperation und Absprachen!“ forderte die GEW-Landesvorsitzende.

Um auf die zu geringe Anzahl an Studierenden und Bewerbungen für das Lehramt der Sonderpädagogik zu reagieren, plädierte Astrid Henke für die Schaffung von kurzfristigen Weiterbildungsmaßnahmen. Nur so könnten die offenen Stellen in den Förderzentren überhaupt besetzen werden. Darüber hinaus müssten die Heilpädagoginnen und Erzieherinnen in den Förderzentren mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung,  die als vollwertige Lehrkräfte unterrichteten, auch entsprechend bezahlt  werden.