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Rückzug

Henning Schlüter verlässt GEW-Dreier-Spitze

Ein gutes Jahr nach seiner Wahl verabschiedet sich Henning Schlüter aus dem Dreier-Vorsitzenden-Team der Bildungsgewerkschaft GEW. Das teilte die Gewerkschaft am Dienstag, 21. Januar 2025 in Kiel mit.

Als Familienvater aus dem Kreis Steinburg, Gemeinschaftsschullehrer, Mitglied im Hauptpersonalrat und GEW-Co-Landesvorsitzender habe er nicht allen Rollen gleich gerecht werden können. Er habe daher eine Entscheidung für seine Familie und gegen die Tätigkeit als GEW-Landesvorsitzender treffen müssen und wollen. Die beiden verbliebenen Co-Landesvorsitzenden Franziska Hense und Kerstin Quellmann fungieren nun zunächst als Doppelspitze. Sie dankten Henning Schlüter für sein Engagement und seine geleistete Arbeit.

Zu seinem Rücktritt schreibt Henning Schlüter folgendes:

Liebe Kolleg*innen, liebe GEW Schleswig-Holstein,

ein spannendes, vielleicht zu spannendes Jahr 2024 ist zu Ende gegangen. In der Weihnachtszeit und „zwischen den Jahren“ hält man gern inne, um resümierend über Vergangenes nachzudenken. In meinem Falle geht das noch einen Schritt weiter: Ich nutze diese Phase, um ein berufliches Projekt zu beenden und eine neue alte Phase wieder aufzunehmen.

Als mich Kerstin Quellmann im Frühjahr 2023 fragte, ob ich mir vorstellen könne, den Landesvorsitz in einer Dreierspitze zu übernehmen, habe ich sehr schnell zugestimmt. Was dieser Posten allerdings für ein Ausmaß annehmen würde und ob das überhaupt zu leisten wäre, war mir lange Zeit nicht klar, beziehungsweise ist man irgendwann bei solch ausufernden Herausforderungen in einem Strudel, wo eine klare Bewertung und Entscheidung immer schwerer fällt. Ich bin und bleibe dankbar für die Möglichkeit, diese Erfahrungen in 2024 gemacht zu haben, stehe aber noch stärker hinter dem von uns drei Vorsitzenden getroffenen Entschluss, dass Kerstin und Franzi fortan zunächst als Doppelspitze den Landesvorsitz führen werden.

Wir haben im Vorfeld der Landesdelegiertenversammlung die Bereiche so verteilt, dass ich neben der Beruflichen Bildung die sozialpädagogischen Berufe und die Verbindung zum Dachverband DGB übernommen habe. Im vergangenen Jahr erfuhr der Bereich Berufliche Bildung eine wesentliche Veränderung mit der politischen Umsetzung des Masterplans. Das ist kein abgeschlossener Prozess und auch im Jahr 2025 und darüber hinaus wird die Umgestaltung der Regionalen und Beruflichen Bildungszentren in der Sparklammer des Landeshaushalts ein herausforderndes Arbeitsfeld sein. Dieses wird Kerstin Quellmann übernehmen, sodass der gesamte Schulbereich vereint bei ihr liegen wird.

Nicht weniger aufreibend war im vergangenen Jahr die politische Vorarbeit und letztlich die Gesetzesänderung des Kindertagesstättenförderungsgesetzes (KITA-G). Schon im Frühjahr haben wir uns mit den Verantwortlichen der Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände Schleswig-Holstein e.V. (LAG) getroffen, um ein möglichst starkes Kita-Aktionsbündnis zu gründen. Dieses wurde dann im Sommer umgesetzt und hat bis zur Beratung und Gesetzesänderung im November 2024 gut zusammengearbeitet, auch wenn man aus gewerkschaftlicher Sicht bei weitem nicht mit dem Ergebnis zufrieden sein kann. Jenseits davon aber waren Treffen, Gespräche und Aktionen mit Sozialministerin Aminata Touré und ihrem Staatssekretär Johannes Albig ein höchst interessanter und lehrreicher Gewinn für mein Berufsleben, gerade auch, was die Zusammenarbeit und die Professionalität der Landespolitik betrifft. In diesem Zusammenhang waren einzubringende Stellungnahmen in den Ausschüssen des Landtags bildungspolitische Spitzenereignisse, die mir nachhaltig in Erinnerung bleiben werden.

Für den Bereich der Sozialpädagogischen Berufe wird sich ab sofort Franzi Hense verantwortlich zeigen.

Ehrlicherweise muss ich zugestehen, dass ich für den dritten großen Bereich, der Zusammenarbeit mit dem DGB, noch viel mehr Zeit, auch in der Einarbeitung, gebraucht hätte, um hier für die GEW wirksam zu werden. Ich habe in der Zusammenarbeit mit Laura Pooth, Ingo Schlüter und Olaf Schwede Kolleg*innen kennen lernen dürfen, die, gerade wenn sie nicht aus dem Bildungsbereich kommen (z.B. Gewerkschaft der Polizei oder IG Metall) einen ganz anderen gewerkschaftlichen Blick haben; trotzdem versucht man vereint für arbeitsrechtliche Ziele zu kämpfen. Dieses so spannende, aber auch so uferlose Arbeitsfeld wird Kerstin in Zukunft beackern.

Die eigentliche Frage nach dem „Warum“ ist so einfach und gleichzeitig so schwierig zu beantworten.

Warum ich nach nur einem Jahr des Landesvorsitzes nicht weitermachen kann, hat im Wesentlichen damit zu tun, dass ich als Familienvater aus dem Kreis Steinburg, Gemeinschaftsschullehrer und Hauptpersonalrat und Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nicht allen Rollen gleich gerecht werden konnte und nun eine Entscheidung für meine Familie und gegen die Verantwortlichkeit auf Landesebene treffen musste und wollte.

Vielleicht habe ich seinerzeit zu schnell ja gesagt, andererseits ist es, so denke ich, nur ganz schwer von außen zu bemessen, wie viele Wochenendtermine auf Bundes-GEW- oder DGB-Ebene anfallen, wie viele kleine oder große Termine in Ministerien oder im Landeshaus, auch bis in die Abendstunden hinein, wie viel Verantwortung auch in der Leitung der Geschäftsstelle der GEW Schleswig-Holstein steckt, sowie in der Leitung des Geschäftsführenden Landesvorstands und des Landesverbandes.

Ich ziehe meinen Hut vor allen anderen amtierenden oder ehemaligen Landesvorsitzenden, denn diese Arbeit setzt so viel mehr voraus als das, was an der Oberfläche erkennbar ist, und nehme gleichzeitig den meinen. Liebe Kerstin, liebe Franzi, ich danke euch für eure Unterstützung und eure Arbeit und wünsche für die zukünftigen Jahre Besonnenheit und das Quäntchen Glück, zur richtigen Zeit das (bildungs-)politisch Richtige zu tun.

Liebe GEW SH, ich danke für euer Vertrauen und die tolle Zusammenarbeit auf den verschiedensten Ebenen.

Wir sehen uns bestimmt wieder!
 
 Viele liebe Grüße

Henning Schlüter