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Deutsch als Zweitsprache

GEW schlägt Alarm - Schulen brauchen mehr Mittel

Die GEW schlägt Alarm. Viel zu wenig Mittel stellt die Landesregierung Schulen für Sprachförderung und Integration bereit. Kindern und Jugendlichen, die Deutsch als Zweitsprache lernen, werden dadurch Bildungschancen geraubt.

Die Bildungsgewerkschaft GEW schlägt Alarm. Viel zu wenig Mittel stellt die Landesregierung den Schulen für Sprachförderung und Integration bereit. Dadurch werden Kindern und Jugendlichen, die Deutsch als Zweitsprache lernen, Bildungschancen geraubt. Lehrkräfte stehen vor kaum zu meisternden Herausforderungen. 

„Wir brauchen für den Sprachunterricht in der sogenannten Aufbaustufe mindestens doppelt so viele Stunden. Sonst werden in Zukunft immer mehr Schülerinnen und Schüler in unseren Schulklassen sitzen, die nur ansatzweise mit der deutschen Sprache klar kommen. Die Folgen liegen auf der Hand: schulische Schwierigkeiten, keine Schulabschlüsse, Arbeitslosigkeit, soziale Probleme. So einfach es klingen mag: Dieser Entwicklung lässt sich durch mehr DaZ-Unterricht vorbeugen“, sagte Katja Coordes, stellvertretende GEW-Landesvorsitzende am Montag, 8. November 2021 in Kiel. Nicht vergessen werden dürfe in diesem Zusammenhang, dass DaZ-Schülerinnen und –Schüler mit am meisten unter dem Aussetzen des Präsenzunterrichts während der Pandemie gelitten hätten.

Aus ihrer Sicht stellt die Einbindung in den Regelunterricht „die größte Herausforderung für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulen“ dar. Nachdem Kinder und Jugendliche ein, zwei oder drei Jahre vorwiegend Sprachunterricht in der DaZ-Basisstufe erhalten hätten, wechselten sie dann in die Aufbaustufe, erläuterte Katja Coordes, die selbst DaZ-Lehrerin ist, das System. Danach würden die Schülerinnen und Schüler vollständig in den Regelunterricht integriert.

„Ihnen stehen additiv mindestens zwei und maximal sechs Stunden DaZ-Unterricht durch dafür ausgebildete Lehrkräfte zu. Aber das ist blanke Theorie. Die Realität in den Schulen sieht anders aus“, so die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende. „Wegen des Lehrkräftemangels können viele Schulen nicht sicherstellen, dass der DaZ-Unterricht wie vorgesehen stattfindet und von dafür qualifizierten Lehrkräften gegeben wird. Außerdem fällt der DaZ-Unterricht häufig der Notwendigkeit von Vertretungsunterricht zum Opfer.“

Viele Schulen könnten für einzelne Schülerinnen und Schüler nur die mindestens vorgesehenen zwei Stunden Aufbaustufe realisieren, berichtete Katja Coordes. Dabei reichten schon sechs Stunden zusätzlicher DaZ-Unterricht in vielen Fällen nicht aus. „Insbesondere Kindern und Jugendlichen, die in der Basisstufe erst alphabetisiert wurden, fehlen Grundlagen in allen Fächern.“  

Von daher überrascht Katja Coordes nicht der vorletzte (15.) Platz von Schleswig-Holstein beim Ranking des INSM-Bildungsmonitors zur „Integration“: „Weniger DaZ-Unterricht, schlechtere Bildungsergebnisse. Die Gleichung ist denkbar einfach.“  Im Jahr 2019 erlangten nur 4,9 Prozent der Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit an beruflichen Schulen die Studienberechtigung (Bundesdurchschnitt: 6,6 Prozent). Auch an allgemeinbildenden Schulen schafften es nur wenige ausländische Jugendliche bis zum Abitur oder zur Fachhochschulreife. Im Jahr 2019 waren es 6,5 Prozent (Bundesdurchschnitt 9,2 Prozent). Ein Viertel (25,7 Prozent) der ausländischen Schulabgängerinnen und -abgänger bliebt im selben Jahr sogar ganz ohne Schulabschluss (Bundesdurchschnitt: 17,6 Prozent).