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Europa-Universität Flensburg

Gemeinsam in die Offensive

Seit Mai gibt es an der Europa-Universität Flensburg eine Betriebsgruppe aus aktiven GEW-Kolleg*innen. Hier berichten zwei der Initiator*innen warum sie sich zusammengeschlossen haben und was in Flensburg seitdem geschah.

Mit dem 2021 geschlossenen Koalitionsvertrag hat sich die Ampel-Koalition auf die Fahnen geschrieben, was die GEW seit dem 2010 veröffentlichen „Templiner Manifest“ immer wieder einfordert: die Arbeitsbedingungen an Universitäten müssen sich verändern, denn das aktuelle System ist alles, nur kein „Traumjob Wissenschaft“. Mit dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) sind Kettenbefristung, Kurzzeitverträge, Tarifsperre und vieles mehr aktuell die Realität an deutschen Universitäten, wie die Evaluationen des Gesetzes und die zahlreichen Berichte unter Hashtags wie #IchBinHanna zeigen. Die Folgen sind bereits heute spürbar. Immer weniger Menschen entscheiden sich für die Wissenschaft, diejenigen im „System“ brennen aus. Statt einer verlässlichen Perspektive, konkurrieren die Post-Docs um die wenigen entfristeten Stellen im akademischen Mittelbau oder versuchen in weiteren 6 Jahren berufungsfähig für eine Professur zu werden. Darunter leidet schon heute die Lehre an den Universitäten, ebenso wie unter der hire and fire Mentalität, die regelmäßig hochqualifizierte Fachkräfte durch Berufsanfänger*innen ersetzt.

Die GEW hat bereits 2022 mit dem „Dresdner Gesetzentwurf“ einen Vorschlag für die Reform des WissZeitVG geliefert, der mit einer Mindestvertragslaufzeit von 6 Jahren, Entfristungsperspektiven für Post-Docs und „Dauerstellen für Daueraufgaben“ die Kernprobleme beseitigen würde. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung möchte in den nächsten Wochen einen eigenen Reformentwurf vorlegen. Ein im März vorgelegter Referent*innen-Entwurf des Ministeriums musste nicht einmal 50 nach Veröffentlichung zurückgenommen werden, nachdem die Kritik aus den Universitäten vernichtend ausgefallen war. Der Entwurf hätte die bestehenden Probleme nicht beseitig, sondern sie verschlimmbessert.

Um das Momentum der Debatte aufzugreifen sind wir seit Anfang des Jahres in einer Mittelbauinitiative und neuerdings auch in einer GEW-Betriebsgruppe organisiert. Der eigentliche Startschuss für unsere Vernetzung fiel allerdings schon letztes Jahr in Vorbereitung der Einführung der Fakultäten an der EUF: Für die recht kurzfristig ausgeschriebenen Wahlen zu den neuen Fakultätskonventen haben wir eine gemeinsame Liste der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der Fakultät III erstellt und konnten bei den anschließenden Wahlen zwei Kolleginnen als starke Stimme für den Mittelbau im Konvent platzieren. Bei einem anschließenden Mittelbau-Vernetzungstreffen wurde die Reform des WissZeitVG ebenso intensiv besprochen wie die Personalratswahlen und die anstehende Tarifrunde im Herbst. Aus dem Treffen ergaben sich regelmäßige Aktionen wie ein offenes Mittagessen.

Am 23. März konnten wir Andreas Keller für einen Vortrag zur aktuellen Debatte um das WissZeitVG in Flensburg begrüßen. Es war klar: Die angestrebten Reformen wollen wir so nicht stehen lassen! Im Mai haben wir mit Unterstützung der GEW eine große Infoveranstaltung vor der Mensa gestartet und sind mit zahlreichen Studierenden und Kolleg*innen ins Gespräch gekommen. Neben einer Posteraktion, bei der wissenschaftliche Mitarbeitende an der EUF ihre Beschäftigungssituationen sichtbar machen konnten, gab es ein Glücksrad mit Fragen zur prekären Arbeit in der Wissenschaft. Anschließend daran werden wir auch in der #AktionswocheWissenschaft (12.-16. Juni) wieder auf dem Campus präsent sein (es gibt Zitronen… denn wir sind sauer!). Insgesamt freuen wir uns, dass die Debatte an der EUF Fahrt aufgenommen hat und wir schon mit vielen Kolleg*innen ins Gespräch kommen durften.

Im engen Austausch und mit Unterstützung der GEW-SH haben wir nun als Betriebsgruppe die Möglichkeit, auf die Belange der Mitarbeiter*innen an der EUF aufmerksam zu machen und sind über die GEW auch mit anderen Hochschulen bundesweit vernetzt.

Wir möchten außerdem die Gelegenheit nutzen, um uns solidarisch mit der TVStud-Bewegung zu erklären. Gemeinsam kämpfen wir für Universitäten, an denen wir alle gerne arbeiten und studieren. Weg mit dem WissZeitVG und her mit dem TVStud!