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Geflüchtete Kinder in der Schule: Ohne mehr Unterstützung wird es schwierig

Zehntausend geflüchtete und zugewanderte Kinder und Jugendliche sind im Schulsystem irgendwie angekommen. Vereinzelt können wir sicherlich von erfolgreicher Integration sprechen. Aber die meisten Schulen, viele Lehrkräfte und vor allem die Schülerinnen und Schüler kämpfen noch für eine erfolgreiche Integration.

Dieses Fazit zog Katja Coordes, stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am 8. November 2016 in Kiel. Anlass ist die Flüchtlingskonferenz der Landesregierung am morgigen Mittwoch in Lübeck.

Wichtig: Mehr Unterstützung
„Trotz der bisherigen Bemühungen der Landesregierung gilt nach wie vor: Um die zu uns geflüchteten Schülerinnen und Schüler zu guten Schulabschlüssen zu führen, brauchen die Schulen kleinere Lerngruppen, intensive Fortbildung für die Lehrerinnen und Lehrer, Unterstützung durch Dolmetscher für die Elternarbeit und Ausweitung der Schulsozialarbeit.“

Kritik am Kurswechsel des Bildungsministeriums
Deutliche Kritik übte Katja Coordes am Kurswechsel des Bildungsministeriums, Unterricht in den Erstaufnahmeeinrichtungen und Landesunterkünften nicht mehr durch ausgebildete Lehrkräfte erteilen zu lassen. „Das Menschenrecht auf Bildung und die Schulpflicht gelten auch für die Kinder von Geflüchteten in Erstaufnahmeeinrichtungen. Auch sie haben Anspruch auf Unterricht durch ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer“, sagte die Gewerkschafterin, die selbst als DaZ-Lehrerin (Deutsch als Zweitsprache) an einer Schule in Kiel unterrichtet.

Geflüchtete Kinder nicht mit "anderweitigem" Unterricht abspeisen
Wie wichtig gute Förderung und qualifizierter Unterricht von Anfang sind, zeigen die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten IQB-Studie (bundesweiter Bildungsvergleich). Kinder von Geflüchteten und Zugewanderten  gehören danach eindeutig zu den benachteiligten Gruppen. Gleichzeitig belegt die Studie die hohe Bedeutung von fachlich gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern für den Unterrichtserfolg. „Wer diese Studie ernst nimmt, darf Kinder von Geflüchteten nicht mit „anderweitigem Unterricht“ abspeisen. Den sollen nämlich Nichtlehrerinnen und  -lehrer geben, die dafür nicht ausgebildet sind“, bemängelte die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende.

Bei Planstellenzuweisung soziale Verhältnisse berücksichtigen
Katja Coordes wies außerdem erneut darauf hin, dass die Schulen an verschiedenen Standorten unterschiedlich belastet seien. Das verstärke immer mehr die soziale Kluft zwischen einzelnen Schulen und Stadtteilen. An die Bildungsministerin appellierte sie: „Sorgen Sie dafür, dass alle Schulen aller Schularten gleichermaßen mit dem Unterricht für geflüchtete Kinder und Jugendliche betraut werden! Sorgen sie dafür, dass bei der Planstellenzuweisung endlich die sozialen Verhältnisse an einzelnen Schulstandorten stärker berücksichtigt werden! Schließlich sehen die Lebenswelten für Schulkinder in Kiel zwischen Gaarden und Düsternbrook völlig anders aus.“

Kontakt
Bernd Schauer
Geschäftsführer
Telefon:  0431 5195155