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Kita-Beschäftigte kriechen auf dem Zahnfleisch

GEW-Umfrage belegt: 91 Prozent arbeiten über Belastungsgrenze hinaus

Die Arbeitssituation in den Kitas ist von einem massiven Personalmangel betroffen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen in der alltäglichen Arbeit kontinuierlich an. Wir haben die Beschäftigten gefragt, wie sie ihre Arbeitsbedingungen erleben.

Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft GEW arbeiten 91 Prozent der Beschäftigten in Kindertagesstätten in Schleswig-Holstein über ihre Belastungsgrenze hinaus. Gründe für die Überlastung: zu wenig Personal, hohe Krankenstände, steigende pädagogische Anforderungen und immer mehr organisatorische Aufgaben. An der Umfrage haben sich 1.406 pädagogische Fachkräfte beteiligt. Sie ist nicht repräsentativ, aber durchaus aussagekräftig. 

„Die Ergebnisse sind alarmierend. Erzieher*innen und Sozialpädagogische Assistent*innen schaffen ihre Arbeit nicht mehr. Sie tragen eine zu hohe Last. Ein extrem hoher Krankenstand (32 Tage im Jahr!), Burnout und Flucht aus dem Beruf sind die Folge“, sagte der GEW-Co-Landesvorsitzende Henning Schlüter am 12. September 2024 in Kiel. Doch die Landesregierung lege nicht den Hebel auf Entlastung um. Durch Kaschieren des Personalmangels setze sie bei der Reform des Kindertagesförderungsgesetzes auf Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.

„Das kann nicht gut gehen! Die Lage in den Kitas wird sich weiter zuspitzen. Die Landesregierung gefährdet so Bildung und Erziehung der Kinder, aber auch die Gesundheit der Arbeitnehmer*innen“, so Schlüter. Die GEW fordert deshalb die Landesregierung auf, die geplanten Verschlechterungen des Kita-Gesetzes zurückzuziehen. Stattdessen müsse sie für Entlastung sorgen, indem sie die Arbeitsbedingungen der Fachkräfte verbessere und die personellen Ressourcen in den Kitas aufstocke.

Viele Aspekte der Umfrage haben es in sich:

• 79 Prozent der Befragten gaben an, ihren eigenen 
   Ansprüchen an die Arbeit unter den aktuellen 
   Bedingungen nicht gerecht werden zu können.

• 85 Prozent der Einrichtungen haben unbesetzte 
   Stellen (eine bis drei Stellen).

• 83 Prozent der Befragten berichten von regelmäßigen 
   Problemen bei der Aufrechterhaltung des Kita-Alltags 
   aufgrund von Personalausfällen.

• Die Vor- und Nachbereitungszeit wird von der Hälfte 
   der Befragten oft nicht genutzt, da die personellen 
   Ressourcen nicht ausreichen.

Ein Aspekt sticht noch besonders negativ ins Auge: 92,5 Prozent – also fast alle Fachkräfte - fühlen sich von der Politik nicht oder nur unzureichend wertgeschätzt. Knapp 70 Prozent empfinden auch die gesellschaftliche Anerkennung als ungenügend. Diese Wahrnehmung erscheint umso bedenklicher, weil 79 Prozent der Befragten eine Verschlechterung der Wertschätzung ihrer Arbeit in den letzten Jahren beobachten. Diese Resultate wiegen sehr schwer, denn 97 Prozent identifizieren sich stark mit ihrem Beruf.

 

 

 

Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage können hier heruntergeladen werden: