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Nationaler Bildungsbericht

Bildungssystem am Anschlag – Mehr Geld muss her

Im Nationalen Bildungsbericht 2024 heißt es: „Das Bildungssystem arbeitet am Anschlag“ und müsse „flexibel und bedarfsorientiert ausfinanziert werden“. Die GEW erwartet von der Landesregierung Verzicht auf Kürzungen bei der Bildung.

Foto: stocksnap.io / Creative Commons CC0

Kiel - Die Botschaft der Bildungsforscher*innen im Nationalen Bildungsbericht 2024 vom heutigen Tage (17.06.2024) ist unmissverständlich: „Das Bildungssystem arbeitet am Anschlag“ und müsse „flexibel und bedarfsorientiert ausfinanziert werden“. Doch davon ist die Landespolitik weit entfernt.

Die Autor*innen der Studie haben die systemischen Schwachstellen und Defizite im deutschen Bildungswesen akribisch offen gelegt, ebenso deren Folgen für die Gesellschaft. Die GEW-Co-Landesvorsitzende Kerstin Quellmann appellierte daher in Kiel an die Landesregierung: „Nehmen Sie sich diesen Weckruf aus der Wissenschaft zu Herzen, anstatt bei der Bildung zu kürzen! Verzichten Sie auf Bildungsabbau bei den Kitas und Stellenstreichungen an den Gemeinschaftsschulen!“

Junge Menschen ohne gute Ausbildung, fänden nur schwer einen Einstieg in die Gesellschaft. Ihre individuellen Zukunftsaussichten sähen düster aus, so die Gewerkschafterin. Zudem fehlten sie später als Fachkräfte. Kerstin Quellmann: „Wenn die Landesregierung jetzt nicht umsteuert, müssen die nächsten Generationen den Schaden ausbaden.“

Was die Wissenschaftler*innen für die Bundesebene kritisch bemerken, trifft aus Sicht der GEW für Schleswig-Holstein grundsätzlich auch zu, manchmal sogar in noch krasserer Form, wie auch andere Erhebungen zeigen:

  • Personalmangel

Bildungsbericht: „Die Rekrutierung von Fachpersonal gestaltet sich in vielen Bildungsbereichen weiterhin schwierig.“

Situation in Schleswig-Holstein.
In den Kitas in Schleswig-Holstein fehlen für eine personelle Ausstattung nach wissenschaftlichen Kriterien über 2.000 Erzieher*innen und Sozialpädagogische Assistent*innen. In den Schulen arbeiten rund 3.000 Personen ohne eine abgeschlossene Lehramtsausbildung.

  • Bildungserfolg und soziale Ungleichheit

Bildungsbericht: „Schulleistungen stagnieren oder (gehen) sogar zurück…“
Situation in Schleswig-Holstein: 7, 4 Prozent der Schüler*innen haben in Schleswig-Holstein die Schulen ohne Abschluss verlassen. Das sind etwa 2.000 Jugendliche ohne berufliche Perspektiven.
Bildungsbericht: „Immer noch kennzeichnet eine tiefe soziale Spaltung das deutsche Bildungssystem.“
In Schleswig-Holstein fällt sie sogar noch schlimmer aus als im bundesweiten Durchschnitt. Haben die Eltern kein Abitur, besuchen nur 26,8 Prozent der Kinder ein Gymnasium. Bei Eltern mit Abitur sind es 61,5 Prozent.

Kerstin Quellmann hob noch hervor, wie wichtig es sei, arme Kinder und deren Familien sowie die Bildungseinrichtungen in herausfordernder Lage zu unterstützen. Perspektivschulprogramm und Startchancenprogramm seien richtige und wichtige Schritte. „Was den Sozialindex betrifft, muss aber klar sein: Keine Schule in Schleswig-Holstein braucht weniger, sondern viele mehr.“