Regierung setzt auf Bildungsabbau

In Zukunft soll ein sogenannter Anstellungsschlüssel den Einrichtungsträgern zu mehr Flexibilität verhelfen. Nicht mehr das Personal pro Gruppe, sondern für die gesamte Einrichtung ist ausschlaggebend. Was die Landesregierung als Flexibilisierung verkauft, ist aber nichts weiter als Abbau von Bildungsqualität in Kitas. Die Leidtragenden werden die Kinder und die pädagogischen Fachkräfte sein.

Die Sozialministerin hat realisiert: Es fehlen überall Fachkräfte. Die einfache Lösung lautet, wenn wir nicht genügend Personal haben, müssen wir eben die Anforderungen runterschrauben, um Gruppenschließungen zu verhindern. Von Bildung spricht in letzter Zeit im Zusammenhang von Kita kaum jemand mehr. Aktuell geht es höchstens darum, einen Betreuungsschlüssel zu halten, der nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen entspricht. Die Rechnung zahlen abermals die Kinder und die pädagogischen Fachkräfte.

Das Personal soll flexibler eingesetzt werden können, der Betreuungsschlüssel dabei grundsätzlich weiterhin bei 2,0 Fachkräften pro Gruppe liegen. Angesichts der aktuellen Personallage haben Fachkräfte und Leitungen häufig nicht die Möglichkeit ihren Aufgaben in vollem Umfang nachzukommen. Sie können Leitungsaufgaben sowie Vor- und Nachbereitung nicht leisten, weil es an Personal fehlt. Auch die Empfehlungen der Autor*innen des Evaluationsbericht legen nahe: In der realen Umsetzung der Leitungsfreistellung, der Vor- und Nachbereitungszeit und der Krankheitsvertretung muss nachgebessert werden. Inwiefern dies in den Vorhaben des Sozialministeriums Berücksichtigung findet, bleibt unklar. 

Die Sozialministerin will den Kitas Vertrauen zurückgeben. In Wirklichkeit erhöht sie deren schon jetzt viel zu hohe Arbeitsbelastung. Ministerin Touré will „stärkere Fachkräfte“. Was die Fachkräfte brauchen, sind jedoch Entlastung und ein stärkeres System.