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Die GEW, sie lebe hoch!

GEW Schleswig-Holstein wird 75 Jahre

Seit 75 Jahren steht die GEW für gute Bildung und gute Arbeit. Zudem war die GEW in den vergangenen 75 Jahren die entscheidende Kraft für Demokratisierungsprozesse in Bildungseinrichtungen.

Am 8. Oktober wird die GEW Schleswig-Holstein 75 Jahre.

Seit 75 Jahren ist die GEW zunächst unter dem Namen „Allgemeiner Schleswig-Holsteinischer Lehrerverein“ und dann als „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ in Schleswig-Holstein für gute Bildung und gute Arbeit aktiv. Immer wieder die gleichen Themen standen dabei auf den Tagesordnungen der Sitzungen oder im Mittelpunkt von Aktionen und Demonstrationen: bessere Bedingungen in Bildungseinrichtungen, gegen Sparpolitik der jeweiligen Landesregierungen zu Lasten der Bildung und des öffentlichen Dienstes, für bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen, gegen Lehrkräftemangel oder die sog. Lehrkräfteschwemme, das letztgenannte war und ist in der Regel durch die Bildungsministerien hausgemacht. Auch die Themen der Erzieher*innen, z.B. die frühkindlichen Bildung, oder der Beschäftigten in Hochschule und Weiterbildung, z.B. die prekären Beschäftigungsverhältnisse, schafften es auf immer öfter auf die Tagesordnung so mancher Sitzung, aber (fast) nie in dem ihrer Bedeutung entsprechenden Maß.

Die Herausforderungen im Jahr 1946 waren für die Kolleg*innen enorm. Drei Zahlen seien beispielhaft genannt: für die 400.000 Schüler*innen, von denen 182.000 Kinder mit ihren Familien nach Schleswig-Holstein geflüchtet waren, gab es ca. 5000 Planstellen. Fehlende Schulgebäude und Wohnungen taten das Übrige. Vergegenwärtigen wir uns die Situation, können wir nur den Hut ziehen im Hinblick auf die schwierigen Aufgaben, die unsere Kolleg*innen bewältigen mussten. Beim Blick in erste Protokolle der GEW-Kolleg*innen im Jahr 1946 kommt einem doch auch Manches vertraut vor: „Schaffung eines einheitlichen Lehrerstandes. Verschwinden des Unterschiedes zwischen a.) Einheimischen und Flüchtlingen b.) Stadt und Land c.) Forderung nach gleicher Ausbildung für die Lehrkräfte …“. Auch das Thema Demokratisierung „demokratisches Denken, Handeln und Fühlen“ stand auf den Tagesordnungen von Sitzungen. Das war auch dringend nötig, angesichts der Tatsache, dass immer mehr Lehrkräfte, die zunächst wegen ihrer Nazivergangenheit nicht unterrichten durften, doch nach und nach aufgrund des hohen Lehrkräftebedarfe wieder als Lehrkräfte arbeiten durften. Nicht nur diejenigen von uns, die in den 70-er Jahren überzeugte Alt-Nazis im Unterricht als Lehrkräfte ertragen mussten, wissen, dass die Auseinandersetzung zum Umgang mit Alt-Nazis dringend nötig war. Und sie hätte noch viel intensiver geführt werden müssen.

In den vergangenen 75 Jahren war die GEW die entscheidende Kraft für Demokratisierungsprozesse in Bildungseinrichtungen – sei es in Bezug auf die Personalvertretungen als auch anderer Beteiligungsgremien, die im Schulgesetz und Hochschulgesetz verankert wurden. Die GEW kann stolz auf das Erreichte sein und nimmt dieses als Ansporn für weitere Ziele. Für Pädagog*innen, die sich für Vielfalt und Antifaschismus, gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen, schrillen alle Alarmglocken angesichts der Höckes, Weidels und Co in den Parlamenten. Es ist Zeit, die Demokratiebildung noch intensiver auf die Agenda zu nehmen.

Wie steht es heute um die GEW? Die GEW ist lebendig und vielfältig. Mit über 10700 Mitgliedern konnten wir alte Höchststände erneut erreichen, darauf sind wir stolz und freuen uns auf mehr! Viele Mitglieder halten uns weit über die Pensionierung oder Verrentung hinaus, manche ihr Leben lang, die Treue. Ihnen danke ich für ihre Unterstützung in ganz besonderem Maße.

Aber immer noch stimmt für viele Gremien der Satz des ersten GEW-Vorsitzenden Emil Godbersen: „Schwer fiel es vor allem, die Vorstandsämter zu besetzen.“ Ehrenamtliche Tätigkeiten neben Beruf und Familie sind und waren zu allen Zeiten eine Herausforderung.

Wenn ich mir was wünschen dürfte für die Bildungsgewerkschaft anlässlich unseres Geburtstages, dann sind es 25 weitere kraftvolle Jahre. 25 Jahre, in denen fortschrittliche Veränderungen im Bildungssystem nicht im Schneckentempo vonstattengehen. 25 Jahre, in denen die GEW deutlich mehr Geld für gute Bildung und gute Arbeitsbedingungen durchsetzen kann. 25 Jahre, die die GEW noch stärker und durchsetzungsfähiger machen. Damit es zum 100jährigen im Jahr 2046 heißt: Hoch soll sie leben! Die GEW, sie lebe hoch!