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IGLU-Studie

Alle Kinder lernen lesen? So nicht

Mehr als ein Viertel der Grundschulkinder in Deutschland können nicht richtig lesen. Für die GEW ist der Befund der IGLU-Studie ein Skandal. Sie fordert gezielte Leseförderprogramme.

Aus der Ukraine geflüchtete Kinder sind bei drei Vierteln der befragten Lehrkräfte laut Studie zumindest teilweise in Regelklassen integriert und lernen gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus Deutschland. (Foto: Shutterstock/GEW)

Kiel - Mehr als ein Viertel der Grundschulkinder in Deutschland können nicht richtig lesen. Das ist der Befund der heute (16.05.2023) veröffentlichten  IGLU-Studie zur Lesekompetenz von Grundschulkindern. Die Bildungsgewerkschaft GEW spricht von einem gesellschaftlichen Skandal. Sie fordert von der Politik mehr Geld für Bildung, gezielte Leseförderprogramme, Etablierung multiprofessioneller Teams in der Grundschule und mehr DaZ-Unterricht.

„Wer nicht richtig lesen kann, droht nicht nur in der Schule den Anschluss zu verlieren“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke in Kiel. „Gute Lesekompetenz ist Voraussetzung für einen Schulabschluss, aber auch für eine berufliche Ausbildung. Die Politik darf darüber nicht achselzuckend hinweg gehen und schicksalsergeben auf die nächsten schlechten Ergebnisse warten.“

Die GEW-Landesvorsitzende hob die große Bedeutung der Grundschule hervor. Die Grundschule nehme prinzipiell alle Kinder auf. Sie fördere alle Kinder in der Entwicklung ihrer Potenziale und in ihrer individuellen Entwicklung. Dazu müsse sie aber auch in der Lage sein. „Deshalb muss die Politik mehr gegen den Lehrkräftemangel gerade an Grundschulen tun sowie die Grundschullehrkräfte entlasten. Wer selbst ständig unter Überlastung leidet, dem fehlt oft die Kraft, den Anforderungen für guten Unterricht gerecht zu werden“, so Astrid Henke.
Aus ihrer Sicht spiele auch die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften eine elementare Rolle. „Lehrkräfte müssen besser darauf vorbereitet werden, heterogene Lerngruppen aus schwierigen sozialen Verhältnissen zu unterrichten. Konzepte der Leseförderung brauchen einen festen Platz in der Ausbildung der Lehrkräfte“, sagte die GEW-Landesvorsitzende.  

Sie machte sich außerdem dafür stark, Leseförderprogramme besonders auf benachteiligte Schülerinnen und Schüler zuzuschneiden. „Kinder aus armen Haushalten müssen die Chance bekommen, ihre Talente zu entfalten. Wir dürfen uns nicht mit der immer weiter auseinander klaffenden sozialen Schere abfinden. Schulen in sozial problematischen Lagen bedürfen daher einer besonders intensiven Förderung. Das Startchancenprogramm muss starten.“

Die GEW-Landesvorsitzende unterstrich, dass es nicht ausreichende, nur auf die Schule zu schauen. Bildung beginne in der Kita. Ein verbesserter Fachkraft-Kind-Schlüssel dort würde sich später auch positiv auf die Bildungskompetenzen der Kinder auswirken.